Kampfzwergs Psychodrama
Sigi Zimmerschieds neues Solo „Diddihasi“
profil 10/2002
Am liebsten wäre es ihm, er müsse sein Publikum einfach nicht mehr sehen. Mit Blindheit gesegnet ein paar flache Scherze absondern und sich dann von den ausgelassenen Massen feiern lassen. Das wäre ein Leben ! Stage-Diving ins breite Publikum der Marke “Diddihasis und Luddigackis”, das ihn auf Händen bis zu “Wetten dass” trägt. Skrupel ? Geh weida, wozu gibt es denn Garderoben. Es wäre ja alles so einfach. Aber Können vor Lachen. Einem Zimmerschied kommt da dankenswerterweise das eigene Wesen in die Quere. Aus einem rabiaten Rohrspatz wird einfach kein handzahmer Spaßvogel. Oder, wie er es ausdrückt : “Ein Bullterrier springt durch keinen Reifen.”
Mit erwartungsgemäß atemberaubender Intensität demonstriert der Passauer Kabarettist und “Kampfzwerg” in seinem neuen Solo, dass die Zähmung eines Überzeugungstäter zwangsläufig auf dessen Selbstauslöschung hinausläuft. Oder ihn vor lauter Zerrissenheit in den Wahnsinn treibt. Was dann kaum weiter auffällt “in einer Welt, die so laut geworden ist, dass man wieder alles sagen darf. Weil es keiner mehr hört.”
In Zimmerschied lodert auch nach über 25 Bühnenjahren noch das Feuer, in dem er seine bildgewaltige Sprache und kämpferischen Satiren zu kompromisslosen, vielschichtigen Kleinkunstwerken härtet. Gerecht im Zorn und treffsicher im Spott. Unsere Außenministerin wirkt auf ihn, wie “die Schaufenster-Deko einer Bahnhofs-Bonbonniere”.
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