Pscht!
tele / 29. April 2000
Angeblich war es eine kindliche Kommunikationsschwäche, deretwegen sich Andreas Vitásek – “nur Feinde nennen mich Andi” – vor mittlerweile über 20 Jahren der Pantomime und Clownerie verschrieb. Stimmt aber nicht: „Damals war einfach gerade die große Sprachskepsis in Mode. Der Körper lügt nicht und Entdecke dich selbst und so weiter.“ Also ging er nach Paris zu Meister “Le Coq”, um sein Handwerk zu erlernen. Auf dieser Basis entwickelte Vitásek im Lauf der Jahre einen Kabarett-Stil, mit dem er zu einem maßgeblichen und eigenständigen Eckpfeiler der österreichischen Kleinkunstszene avancieren sollte. Gewissermaßen nebenbei profilierte er sich auch als Regisseur und Schauspieler. Vor allem in den kultigen Niki-List-Filmen “Müllers Büro” und “Malaria” – und in der Reinhard-Schwabenitzky-Trilogie über die “fast perfekten” Stationen einer Ehe.
Sein Hauptaugenmerk aber gehört unverändert dem Kabarett. In seinem aktuellen Solo “Pscht!” setzt Vitásek mit gewohnter Perfektion aus vermeintlich abwegigen Gedankensplittern, poetisch verspielten Alltagssatiren und sanft grotesken Parabeln ein erstaunliches kabarettistisches Mosaik zusammen, in dem jeder Satz seine farbliche Funktion und jede Bewegung ihre gestalterische Bedeutung hat. Vitásek räsoniert augenzwinkernd aus der Ecke der Ratlosigkeit: er staunt, schimpft und spottet über Menschlichkeiten und – deutlicher als früher – über politische Tendenzen. Doch bei all dem bleibt er der charismatisch-sympathische Geborgenheits-Spender, der den Zuschauer vorübergehend in seine Arme nimmt – und mit ihm aufsteigt in Sphären, die ganz neue Blickwinkel ermöglichen. (pb)
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