Neuübernahme des Vindobona
Der Standard 09/1997
Das seit Monaten andauernde Rätselraten über die Zukunft von Wiens zweitgrößter Kabarettbühne, dem „Vindobona“, hat ein Ende: Ab Jänner ’98 heißt der neue Betreiber Wolfgang Gratzl. Jener Inhaber der Künstleragentur „art.ist’s“ (Prokopetz, Heilbutt & Rosen, Lodinsky u.a.), der im vergangenen Jahr mit einem – inzwischen gescheiterten – Projekt für Aufsehen sorgte: der geplanten Umwidmung des ehemaligen Tabor-Kinos in ein Kleinkunst-Theater.
Im Vindobona tritt er nun das Erbe des Szene-Pioniers Fritz Aumayr an, der neun Jahre lang erfolgreich die Geschicke der Bühne am Wallensteinplatz geleitet hat – und nach 18 Jahren im Kellertheater-Business Lust auf Tageslicht verspürt.
Endgültig vom Tisch ist mit dieser Entscheidung das Damoklesschwert der Monopolisierung des Wiener Kabarett-Sektors: Denn ihr Interesse am „Vindo“ hatte auch die Tullner Agentur „E&A“ angemeldet, die mit der „Kulisse“ und dem „Orpheum“ bereits jetzt über 50% aller in Wien regelmäßig verfügbaren Kabarett-Sitzplätze verfügt und für das Management und Booking fast aller österreichischer Top-Kabarettisten (außer Hader und Vitàsek) verantwortlich ist.
Gratzls Konzept für die 300 Zuschauer fassende Bühne sieht neben der Beibehaltung der bisherigen Spielplan-Fixgrößen (Dorfer, Düringer, Hader, Resetarits, Vitasek etc.) eine verstärkte Nutzung des Vindobona tagsüber für Kinder- und Jugendtheater und an den bislang spielfreien Sonn- und Montagen für den Kabarett-Nachwuchs vor. Entscheidend verbessern will Gratzl auch das Kundenservice: Vor allem beim Kartenvorverkauf soll das Publikum hinkünftig nicht mehr zu Ausdauer-Höchstleistungen genötigt werden.
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