Komisch, kritisch, steirisch
„Mike in der Höhe und Witze den Menschen auf Erden!“
kabarett.at 10/2008
21 Jahre Solo-Kabarett – 12 Programme. Mike Supancic ist bereits seit geraumer Zeit ein Routinier auf den heimischen Kleinkunstbühnen. Und wie ein guter Wein wird er von Jahr zu Jahr besser. Denn er versteht es immer besser, seine einmaligen Qualitäten ins rechte Licht zu rücken. Waren seine Soli dereinst noch qualitative Wechselbäder in Form selbstauferlegter kabarettistischer Vielseitigkeitsprüfungen, konzentriert er sich nun immer mehr auf jene Disziplinen, die er am besten beherrscht. Zum Beispiel und an erster Stelle : seine aberwitzig getexteten, mitreißend intonierten und stimmlich perfekten Musikparodie-Medleys. Am besten gleich zehn Hits am Stück – und jeden nur 15 Sekunden lang. Komischer geht’s kaum.
U.a eine Schlagerparade zum Thema Tierschutz: von „Robbenbabys schießt man nicht, mein Darling“ über „Nerzilein, darfst nicht traurig sein“ bis zu „Ich bin der Schwertfisch von Piräus“. Oder ein islamisches Wienerlieder-Potpurri: von „Laut ist so ein Muezzin“ („Schön ist so ein Ringelspiel“) über „Trink ma no an schwarzen Tee, hamma morgn ka Schädelweh …“ bis „Wenn der Allah net wü …“. Weiters einen türkischen Disco Mix der Marke „Lüz dünz“, einen kolossalen Krocha-Rap („Flat-Rate-Koma, Oida !“), eine angemessen boshafte Xavier-Naidoo-Verarsche, den neuesten DJ-Ötzi Hit „Refrain“, Reinhard Meys Attentäter-Hymne „Ich bin Schläfer von Beruf“ oder einen Max-Raabe-Klassiker als Hit der „Stalking Heads“: „Ein Schwein ruft dich an, eine Sau interessiert sich für dich“.
Die Quadratur der Parodie gelingt Supancic, indem er Hans Moser die Gelegenheit gibt, sich an Wolfgang Ambros dafür zu rächen, dass er unlängst seine bekanntesten Lieder nachgesungen hat. Hans Moser zahlt es ihm mit einer völlig vernuschelten Ambros-Hitparade unerhört heim.
Eingebettet hat er diese rasanten Musikkabarett-Einlagen in einen Programm, das sich in aller Deutlichkeit gegen die grassierende Shopping-City-Megalomanie, pervertierte Sozialsysteme (Stichwort: Lidl-Markt) und die kaum noch als kurios zu bezeichnenden Auswüchse des Konsumwahns richtet. Ort der Handlung ist die „All-Inclusive-Mega-Village-Shopping-City St. Michael“ oder so ähnlich. Dort gibt es beispielsweise einen Spezial-Stand, der 87 Sorten Leberkäse führt. Darunter so hinreißende Kreationen, wie einen Faschings-Leberkäse mit Marmelade – oder einen Leberkäs-Käs-Leberkäs. Und auf der Shopping-Center-Showbühne ist immer etwas los. Siehe oben. Als „Jesus Mike Superstar“ (Co-Autor: Hannes Vogler) bewältigt Supancic ein nicht nur ob seiner Gag-Dichte ehrfurchtgebietendes Textvolumen. Und er macht dabei Druck, als gelte es, die Stadthalle zu rocken. Vor allem aber macht er Spaß. Sehr viel Spaß! Und das, ohne jemals in allzu seichten Teichen nach Lachern zu angeln. Supancic ist lustig, gewitzt und originell. Und dabei auch noch kritisch. Mehr kann man von einem Kabarettprogramm eigentlich nicht verlangen. Mike in Bestform.
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