Kein schwärzer Land
Mike Supancic lüftet „Das Geheimnis von Imst“.
profil 01/2003
Ein Kabarettist fährt Bahn. Auf seiner Tournee durch ein politisch allerortens angeschwärztes Österreich gerät Supancic in die Gründungsversammlung eines Kärntner Ku-Klux-Clans und den bedrohlich humorlosen Villacher Fasching, begegnet dem Wahnsinn in einer Provinz-Disco, einigen u.a. für sein Kabarett-Solo reichlich erlässlichen Prominenten im Liegewagen und der ÖVP beim Open-Air-Parteitag am Berg-Isel, wo für die Schlachtenbummler-Scharen “tausende mobile Beichtstühle” bereitstehen. Und Schüssel bläst das Didgeridoo. Dass jemand den Klang eines Instruments täuschend echt nachmachen kann, ist jetzt noch nicht soo toll. Wenn er aber seinem Körper Töne entlockt, die so klingen, als würde ein Didgeridoo Parteiparolen von sich geben, ist Niederknien angesagt.
Denn das Talent, Stimmen, Dialekte oder Geräusche imitieren zu können, verkommt zu billiger Parodie, wenn es sich nicht mit Fantasie und Scharfsinn paart. Mike Supancic verfügt über die kabarettistische Finesse, diese Faktoren zu einem schrägen, flotten Dreier zu verschmelzen. „Das Geheimnis von Imst” ist sein bislang dichtestes und ganz beiläufig politischstes Potpurri aus musikalischen und sprachlichen Kurz- und Kürzest-Satiren. Und abgesehen von einigen, wenigen Ausrutschern ins Triviale auch sein lustigstes. Was ja nicht ganz unwesentlich ist im Kabarett. Ohne spürbar auf Pointen abzuzielen, trifft er sie zu Dutzenden. Gelegentlich so unvermutet, dass er sogar selbst kopfschüttelnd über sie lachen muss.
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