Das Geld, die Gier und das Gesindel
Falter 02/2013
Das weltweite Spekulationskapital ergäbe in 1€-Münzen einen Turm, von dem Felix Baumgartner im freien Fall 30 Jahre zurück auf die Erde braucht. Mit derartigen Zahlenspielen zur Krise, flüssigem Fachbegriffs-Dropping und bissigen Banker-Beleidigungen lässt I Stangl seinen aktuellen Fassungslosigkeiten freien Lauf. Es folgen kurzweilige Attacken auf die eigene Betroffenheits-Generation der gewissenlosen Umweltzerstörer, den ORF und die Politiker: „Eunuchen mit Selbsterhaltungstrieb.“ „Unter Geiern“ ist solides und darstellerisch energisch-komisches Systemkritik-Kabarett ohne besonders aufmerksamkeitsfordernden Hintersinn. Aber kein billiges Bashing zum Gaudium der Gesinnungsgenossen mehr wie zuletzt in „Ungustlvermutung“. Dafür mit pointiertem Zeigefinger und bei Bedarf mit dem Dampfhammer. Typisch Stangl halt. Zumindest, seit er sich mit dem Programm „Furchtbar witzig“ (1994) – als satirisch gemeinte Reaktion auf Comedy und Kommerz – vorsätzlich der Leichtfasslichkeit verschrieben und von vielschichtiger komponierter Kleinkunst verabschiedet hat. Am Ende bricht sich der Richter in ihm Bahn und er verliest wütend gewitzte Politiker-Verurteilungen. Die Verhandlung ist geschlossen.
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