Simpl sommerleicht
Der Standard 04/1999
Stolz darf der karenzierte künstlerische Leiter Michael Niavarani im Programmheft die frohe Botschaft verkünden: “Ab heuer gibt es zwei Simpl-Revuen pro Jahr !” Zum ersten Mal in seiner ruhmreichen Geschichte eigenproduziert der Kabarett-Keller in der Wollzeile also nicht nur ein Herbst-, sondern auch ein Sommer-Programm. Titel des teilweise unterhaltsamen Unterfangens: “Sonne Sex Sensationen”.
Für frischen Schwung sorgen dabei die “Josefstadt”- und “Kaisermühlen”-Leihgabe Christoph Fälbl, der sich mit Hermann Kogler amüsante Wettkämpfe um den Titel des dümmlichsten Gesichtsausdrucks liefern darf, und vor allem der seit der legendären “Florence Foster Jenkins Show” (1995) auf der Simpl-Bühne schmerzlich vermißte Cedrick Lee Bradley: Ein bekanntermaßen multipel talentierter Choreograph, Sänger, Tänzer und expressiver Erz-Komödiant, der die Bandbreite parodierbarer Persönlichkeiten überzeugend um dunkelhäutige Prominenz erweitert und als Professor für Austrologie für den albernen Glanzpunkt des Abends sorgt.
Ansonsten ist alles beim ausgelassenen Alten: “SSS” ist eine sich schwungvolle durch humoristische Höhen und Tiefen hantelnde Revue, die – in der “Simpl – sommerleicht”-Variante wohl vorsätzlich – jegliche Andeutung von Tiefgang umschifft, und abermals seine liebe Not mit der bei derartigen Shows offenkundig unvermeidlichen Geißel der schlappen Schlusspointe hat.
Was noch zu bemerken wäre: Für das augenlicht-lähmende Bühnenbild des Openings empfiehlt es sich, die Sonnenbrille aufzubehalten, Stamm-Ensemble-Stütze und Neo-Conferencier Roman Frankl sollte in Anbetracht der Tatsache, daß er nach Beendigung der ihm bevorstehenden Spielserie (April 2000) weit über 500 Simpl-Vorstellungen en suite gespielt haben wird, rechtzeitig ärztlichen Beistand bemühen – und der Bühnen-Vorhang-Mechanismus bedarf dringend einer Generalüberholung.
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