Chicago Comedy
Der Standard 09/1994
Auch in Chicago wird nur mit Wasser gekocht – aber nichts verwässert: Die Kabarett-Quelle „The Second City“ sprudelt seit nunmehr 35 Jahren und hat im Laufe dieser Zeit so gut wie alle zu Rang und Namen gelangten amerikanischen Komiker außer Robin Williams und Eddie Murphy hervorgebracht. Nahezu requisitenfrei, mühelos und überzeugend verwandelt derzeit die sechsköpfige Tournee-Truppe des Second-City-Imperiums und ihr einköpfiger Pianist mit ihrem von amerikanischer Innenpolitik weitgehend befreiten „Best of“ in der Europa-Version das English Theatre in die von Kleinkriminalität gepeinigte Substandard-Wohnung eines puertorikanischen Friseurs, in den Versammlungssaal einer meuternden Firmenbelegschaft oder in das Eheberatungsbüro für die angeblich unbefleckte Maria und den ungläubigen Joseph: „I’m a carpenter by trade, and let’s say, there’s only one thing in our house I haven’t nailed.“
An und für sich nur ein flottes Nummernprogramm – wären da nicht die Theatersport- und Im-provisations-Sketche auf Zuruf, in denen das eingespielte Team brilliert. Da funkelt der spontane Witz, leuchtet der Humor und strahlt die Spielfreude. Fazit: Ein Spaß reinsten Wassers. (pb)
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