Hinterrücks: Knochen knacken im Kabarett
Falter / März 2024
Ein starkes Stück: 2019 wurde der Tiroler Theatermacher Xaver Schumacher nach einem Auftritt bei einem Kulturfestival in Nordfriesland im Backstage-Bereich für einen Einschleichdieb gehalten und von zwei Wachmännern hinterrücks und mit knochenbrechender Brutalität verprügelt. Ideologisch blöd: Es waren keine rechten Recken, sondern Antifa-Securities, die ihrer Gewalttätigkeit freien Lauf ließen: „Wo sind die Nazis, wenn man sie mal braucht? Blöd am Wannsee herumtheoretisieren …“
Auf eindrucksvolle Weise gelingt es Schumacher, dieses alles andere als lustige Erlebnis – einschließlich des jedem Gerechtigkeitsgefühl spottenden juristischen Nachspiels – als fesselnden roten Faden für sein drittes Solo zu nutzen. Mit bösem Humor und origineller Fantasie baut er etliche hochkomische Abstecher ein: So trifft er bei der Selbsthilfegruppe für Opfer linker Gewalt auf HC Strache und in der von Rudi Radiohund bewachten griechischen Unterwelt auf seinen Leidensgenossen Orpheus: Wie er muss sich auch Schumacher seit dem Vorfall ständig unwillkürlich umdrehen, um zu wissen, was hinter ihm passiert.
„Überfall“ ist ein ebenso privates wie politisches, realgroteskes und gescheit pointiertes Kabarett-Monodram über Gewalt und Ohnmacht, Wut und Verdrängung. Ein starkes Stück.
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