Denkbar dank- und dehnbar
Der Standard 06/1999
Wie es langfristig mit dem “Spektakel” weitergeht, steht nach dem überraschenden Besitzer-Wechsel noch in den Sternen. Kurzfristig hingegen ist alles klar: Das Spektakel begibt sich in abenteuerliche Schräglage. Die Eröffnungs-Veranstaltung des achtwöchigen Kabarett- und Kleinkunt-Festivals “ScHrÄg” bot am Montag Abend einen aufschlußreichen Querschnitt durch die Vielfalt des Bevorstehenden.
Durch den bunten Reigen der Kostproben führte Josef Hader. Undzwar nicht als lobpreisend moderierender Zwischentexter, sondern als betont schlecht gelaunter, boshaft-ironischer Verunglimpfer der Akteure : allesamt bedauernswerte Fehlleistungen der Evolution, “überschätzt, häßlich und untalentiert”.
Markante Kontraste zu den einführenden Schmähungen gelang – neben den bereits bewährten Kabarettisten Brix, “Schöller & Bacher”, KaBud und Reinhard Nowak – vor allem dem Duo Alexandra Haring & Ursula Mihelic : Ihre stimmgewaltig präsentierte volksmusikalische Groteske “Oh Du mei Du” verspricht, ein Höhepunkt des Festivals zu werden (4. & 5.6.). Freunde des Genres “Theatersport” kommen beim spielwitzigen “Ur-Theater” (20. & 26.6.), Fans vorhersehbarer Unlustigkeiten über Fettleibigkeit, Durchfall und Kondome bei Karl Pfeifer auf ihre Rechnung (1. & 2.6.).
Weiters im Festival Programm : Hermes Phettberg, Stermann & Grissemann, Alf Poier und Roland Düringer. Eine wahrhaft wilde Mischung – in Anbetracht derer man geneigt sein könnte, den Programm-Gestaltern eine gewisse Beliebigkeit zu unterstellen. Aber egal : Die Festival-Klammer ”Schräg” ist denkbar dank- und dehnbar. Zum krönenden Abschluß des Einstimmungs-Abends sang Josef Hader mit allen Beteiligten das Krüppellied.
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