Rudis Return
Rudi Schöller – „Play“
„To really find myself, muss ich mich erstmal richtig verstecken.“
kabarett.at / 1. Februar 2007
Da ist sie wieder : jene weiße Bank, auf der das bemerkenswerte Kabarett-Duo „Schöller & Bacher” vor 10 Jahren erfolgreich das „Warten” praktizierte. Dem Brüderpaar Schöllerbacher brachte sein damaliges Debut nicht nur alle nennenswerten heimischen Nachwuchspreise, sondern auch den „Förderpreis zum deutschen Kleinkunstpreis“ ein.
Zehn Jahre ist das schon her ! Und jetzt steht sie plötzlich wieder auf der Bühne. Diesmal nicht als Wartebank bei einer Bushaltestelle, sondern als Pausenbank auf einem Tennisplatz. Und Rudi – der sich als Solist konsequenterweise nur „Schöller“ nennt – hat ganz offensichtlich Pause. Denn statt eines Tennisschlägers hat er seine Gitarre dabei. Im altbekannten Monotonfall beginnt er, aus seinem Leben zu erzählen. Und das mit einem derartig gemütsruhigen Gleichmut, als gäbe es nichts Normaleres, als von überengagierten Tennis-Eltern – einem britischen Jäger und einer Wiener Lehrerin – mit merkwürdigen Methoden zum Spitzensportler erzogen zu werden.
Sein Vater ließ ihn z.B. regelmäßig das Essen auf dem Tennisschläger servieren. Manchmal waren die Töpfe „so hot, that the Bespannung is geschmolzen“. Dann ließ ihn sein Vater zum „second service“ antreten. Und seine Mutter gab ihm vom Schiedsrichter-Stuhl aus spitzfindige Lehrsätze mit auf den Lebensweg: „Wenn ich ein Raclette auf dem Racket serviere, verliere ich nicht die Balance. Sonst hab ich später keine Chance.“
Seine Eltern sind auch verantwortlich für das bemerkenswert schlechte Englisch, in dem er – ohne mit einer Wimper zu zucken – die kuriosesten Begebenheiten aus seiner Kindheit und Jugend berichtet: „I was even erzogen zweisprachig, which you can probably hear.“
Zwangsläufig spricht er in ganz einfach gehaltenen Sätzen. Ein feiner Gegensatz zu seinem teils sehr hintergründigen Humor. Ein Humor, der sich nicht jedem erschließt. Das haben auch einige der bislang erschienenen Kritiken gezeigt. Wer angetrieben von der Tageshektik ins Kabarett kommt und sich keine Mühe gibt, sich „einzugrooven“, läuft Gefahr, die ruhige, gelegentlich fast schon besinnliche Stimmung, die Schöller mit seinen sympathischen, unaufdringlich pointierten Erzählungen und seinen mehrheitlich von einem melancholischen Unterton getragenen Liedern von der Bühne verströmt, mit Langeweile zu verwechseln. Wie sagt Schöller so schön : „Meinungsfreiheit means, you can have a Meinung to everything. But you must not !” Das ist die höfliche Variante dessen, was Dieter Nuhr einst folgendermaßen formulierte : „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Klappe halten !“
Zugegeben : In der zweiten Hälfte von „Play“ gibt es einige Passagen, in denen sich Schöller thematischen Gefilden zuwendet, die auch von anderen Kabarettisten regelmäßig nach Material durchstreift werden. Dabei hat das sein Programm überhaupt nicht nötig. Im Gegenteil. Seine Stärke liegt in seiner selbstverständlichen, subtilen Naturschräge. Werbeslogan-Scherze und zu viel Wort-Witze tun ihm nicht gut. Aber da „Play“ ja zurzeit noch als Programm „in progress“ betrachtet werden darf, wäre Unverbesserlichkeit nur ein Nachteil.
Übrigens : Wem der eine oder andere Song bekannt vorkommt, darf mit Stolz von sich behaupten, das seinerzeitige zweite Programm („lernen“) des Duos „Schöllerbacher“ gesehen zu haben. „Der Spaghettiträgersommer mit dir“ oder „Sexy 2000“ sind einfach zu einprägsame Titel, als dass man sie nach 8 Jahren schon wieder vergessen hätte.
Fazit : Die Rückkehr von Rudi Schöller(bacher) zum Kabarett verläuft auf wohltuende Weise unspektakulär und trocken – und ist auf eine eigentümlich reduzierte Art sehr athmosphärisch. Oder – auf Tennis gesprochen : Rudis Return ist ein Winner.
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