Vom Fluch zum Volltreffer
kabarett.at 03/2009
Die Schienentröster haben ein Problem. Bekannt wurden die beiden Tiroler nämlich vor neun Jahren vor allem mit einem einzigen Sketch : eine Wirtshausszene im heiligen Land, in deren Verlauf sie im fliegenden Wechsel rund 10 verschieden Figuren verkörpern. Eine großartige Nummer ! Saukomisch und subversiv, böse und albern. Ein Highlight. Und diese eine Nummer verfolgt sie bis heute. Wo immer sie auftreten, müssen sie sie spielen. Eine selbstauferlegte hohe Latte, die ihnen im Lauf der Jahre zum unabstreifbaren Klotz am Bein geriet.
Und in ihrem jüngsten Streich namens „Erfolg-Los“ gelingt ihnen im Kampf gegen diesen Fluch ein Schachzug, der an Raffinesse kaum mehr zu überbieten ist. Denn Harald Haller und Daniel Lenz thematisieren ihr Problem mit schonungsloser Selbstironie : Rund um die Aufführung ihres inzwischen zum Trauma geratenen Klassikers entwickeln sie allerlei absurd-witzige Szenen, deren Unterhaltungswert dem vermeintlich übermächtigen Wirtshaus-Sketch um nichts nachsteht.
„Die Schienentröster“ verlassen sich dabei auf ihre größte Stärke : ihre exakte Wandlungsfähigkeit und ihr inzwischen gut gereiftes Gespür für Charakter- und Situationskomik. Ob als unterbelichteter Skilehrer, blasierter TV-Soap-Star, Hobby-Tankstellen-Raüber oder dämlich-deutscher Tourist – ihre Typenkarikaturen sind durchwegs von hohem Unterhaltungswert. Und im Andreas-Hofer-Gedenkjahr erfüllen sie in einer historisch erhellenden Zugabe auch noch den kabarettistischen Bildungsauftrag. In Summe ergibt das einen satten Spaß.
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