Lachen, weil der Arzt kommt
Falter 02/2016
Dass Omar Sarsam hauptberuflich Kinderchirurg statt Kabarettist geworden ist, darf ungetrost als kultureller Verlust verbucht werden. Doch nur Geduld. Auch ein Georg Ringsgwandl hat den Kardiologen ja irgendwann an den Nagel gehängt. Seine Bekannt- und Beliebtheit in der Szene verdankt Sarsam vor allem dem vor über acht Jahren im Duo mit Marc Bernhuber erarbeiteten schrägen Sketch-Comedy-Furioso „Eule und Pflicht“, das sich bis heute anhaltender Zugkraft erfreut. Ein Kultprogramm. Nicht zuletzt dank des darin enthaltenen Partykrachers „Disco, Disco!“, der auf Youtube bei 15 Millionen Klicks hält.
Sein erstes Solo „Diagnose: Arzt“ (Regie: Michaela Obertscheider) ist entgegen naheliegenden Befürchtungen kein Medizinkabarett. Spielfreudig spannt Sarsam darin einen bunten, lebensläufigen Bogen von seiner multikulturellen Kindheit über kuriose Tragödien im Supermarkt bis hin zu seiner aktuellen krankenhäuslichen Kollegenschaft: Wie geht es einem Arzt, wenn er zum Arzt muss? Sarsam punktet dabei nicht nur mit origineller Körperkomik und aberwitzig ausdrücklicher Mimik, wenn man seine bisweilen erstaunlich entgleisten Gesichtszüge so bezeichnen möchte, sondern vor allem mit präzisem Timing und einem feinen Gespür für anarchischen Witz und sprachliche Spezialitäten: So kann er u.a. auf Arabisch, Persisch, Indisch, Chinesisch und Holländisch Deutsch reden, ein komplexes kroatisches Märchen mit nur vier Worten erzählen und ein spanisches Lied mit geschlossenem Mund singen.
Überdies hat der ehemalige Impro-Schauspieler großen Spaß daran, seine Spontaneität immer wieder mit kleinen Außerplanmäßigkeiten herauszufordern. Von seinem unwiderstehlichen lausbübischen Charme mal ganz zu schweigen. Fast schon unverschämt multipel talentiert, dieser Kinderarzt. Saukomisch sowieso.
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