Der Standard 06/1995

Vor dreizehn Jahren von ORF, SRG und ARD als initiativer Kabarett-Förder-Preis aus der Taufe gehoben, dem Österreich z.B. die kabarettistische Laufbahn der Irene S. zu verdanken hat, hat er sich in den letzten Jahren – nicht zuletzt aus Angst vor der eigenen Courage, bei der größten Radio-Co-Produktion im deutschsprachigen Raum mit neu-un-artigem Nachwuchs ein Risiko einzugehen – zu einem den künstlerischen Entwicklungen in sicherer Distanz hinterherhinkenden Lebenswerks- und -würdigungs-Preis entwickelt. Diesem schleichenden, progeriatrischen Leiden wurde auch – nachträglich – in der stierischen Eigendefinition Rechnung getragen: Seit 1993 I Stangl als Preisträger den Nachwuchs-Rahmen endgültig sprengte, ist der Gehörnte eine Auszeichnung für jene Kabarettisten, „die auf dem variantenreichen Feld der Kleinkunst interessante und unverwechselbare Ausdrucksformen gefunden haben“.

Das eine oder andere muss man dem Salzburger Stier allerdings lassen: Nicht nur, dass er Gelegenheit zum Knüpfen internationaler Kabarett-Kontakte bietet, hat er auch – ganz im Sinne seines flüssigen, roten Bruders – die Fähigkeit, den Ausgezeichneten grenzüberschreitende Flügel zu verleihen.

Diese Chance plus jeweils S 35.000.- erhalten heuer das „Duo Faltsch Wagoni“ (D), die Musikkabarettisten „Stiller Has“ (CH), sowie die Lokalmatadore des „Salzburger Affront-Theaters“ (A). Als stierüberreichende Paten fungieren die Kabarett-Veteranen Bruno Jonas (D), Osy Zimmermann (CH) und Georg Kreisler (A).