„Manchmal bin ich ein wenig leichtsinnig“
Der Standard 05/1994
„Staffabruck“ heißt die aktuelle CD des bayerischen Künstlers Georg Ringsgwandl, auf der er nicht nur von der Instrumentierung her vergleichsweise spartanisch zugeht. „Auf der Straß“, „Hart sei“, „Winter“ oder „Schwarzer Mann“ sind verbitterte oder melancholisch-verträumte Impressionen, zu denen er sich nur auf der Gitarre begleitet. Persönliche musikalische Relikte aus den 70’er Jahren. Nach der jahrelangen Doppelbelastung als anerkannter Kardiologe und Musik-Clown hat er in einem Anfall plötzlicher Entschlussfreude vergangenes Jahr endgültig den Chefarztkittel abgestreift.
Ich habe mich eines Tages gefragt: Ringsgwandl, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest, was würdest du damit anfangen? Und plötzlich war mir das ganz klar: Ich würde Musik machen.
Und die klingt auf „Staffabruck“ ein wenig ernster, als früher.
Ja, das ist sicher richtig. Die Konzerte sind auch nicht mehr so spektakulär. Das heißt aber nicht, dass das nur traniges Liedermacher-Zeugs ist, das ist noch immer rotzig genug. Es hat sich nur das Schwergewicht auf den Text verlagert. Das heißt, ich hüpfe nicht mehr geschminkt in grellen Stockings über die Bühne. Das Faxenmachen habe ich mir bei diesen Solo-Auftritten gespart.
Ein neuer Ringsgwandl ?
Nein, eigentlich ganz der Alte. Die Staffabruck-Lieder trage ich ja alle schon seit Jahren mit mir herum. Ich bin nur nicht dazu gekommen, sie auf die Bühne zu bringen.
Aber mit Musikkabarett oder Clownerei, Ihrem bisherigen Markenzeichen, hat das nicht mehr viel zu tun.
Was gibt es schöneres, als nicht festgelegt zu sein. Die EAV muss ihr Leben lang blödeln. Mir war das wichtig, auch einmal neue Erfahrungen zu sammeln.
Und Ihr Publikum geht diesen Weg mit ?
Das ist wie eine Karawane. Einige springen ab, andere kommen dazu. Das ganze muss sich ja weiterbewegen, sonst wird es fad.
Als freischaffender Künstler genießen Sie jetzt bestimmt auch endlich den Freizeit-Überfluß.
Ach was. Ich kann mir die Zeit jetzt höchstens ein wenig besser einteilen.
Und was hat dabei im Moment gerade Vorrang ?
Zwei Dinge: Einerseits „Die Tankstelle der Verdammten“. Das ist ein schräges Musiktheaterstück, das im Herbst in Köln am Schauspielhaus herauskommen wird, und andererseits so Prosa-Zeugs, weil ich ja bizarrerweise beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt antreten muss.
Da müssen Sie antreten ?
Die haben mich eingeladen, dann habe ich ja gesagt und jetzt muss ich. Manchmal bin ich ein wenig leichtsinnig.
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