Anpfiff
profil 03/2004
Wir gehen in die Verlängerung. So viel Zeit muss muss sein. Schließlich endet auch in der Natur kein Kampf unentschieden. Weit hätten wir es gebracht, wären nicht im Zuge der Evolution die Verlierer brav auf der Strecke geblieben. Vom Säbelzahntiger bis zum Kommunismus. Die Welt zerfällt in Sieger und Besiegte. Seit je her. Und gegenwärtig wieder ganz besonders: Ich-AG, Eigen-PR und Selbst-Vorsorge. Jeder ist seines Glückes Schmied und nur der Erfolg gibt Recht. Diesem dissolidarisierenden Prinzip zuwiderlaufende Fehlentwicklungen, wie der Sozialstaat, sind ohnedies schon bald Schnee von gestern. Und somit die Dachlawine von morgen, um eine Weisheit von Kabarett-Kollege Gunkl zu zitieren.
Zwei Stunden lang Zuhören. Bei Lukas Resetarits kein Problem. Mit seiner unnachahmlich bildhaften Sprache, mit pointiertem Spott, gewohntermaßen geistreichem Humor und einigen aberwitzigen Abstechern in betont unernstere Gefilde setzt Lukas Resetarits auch in „Nachspielzeit“ (Co-Autorin Tochter Kathrin Resetarits) seinen kompromisslosen Kampf gegen die Ignoranz und ihre prominenten Vertreter an vorderster Front der heimischen Innenpolitik fort. Und ganz nebenbei auch gegen die einheitsbreiigen sprachlichen Folgen von Wenzel-Lüdecke und Co. In seinem vierten Solo neuen Stils (keine Nummern mehr, sondern Erzähl-Kabarett mit Liedern) hält er gekonnt die Balance zwischen heiter und heftig, bitter und böse, höhnisch und hintergründig. Zu genießen möglichst vor dem 25. April. Könnte nämlich sein, dass er danach sein auch musikalisch (Robert Kastler) außergewöhnliches Lied auf die Hofburg-Aspirantin Benita – „Ich bin ein Mensch“ – aus Aktualitätsgründen aus dem Programm streichen muss.
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