Die Ente ist weiter
„Wir müssen lernen, mir zuzuhören !“ Sehr richtig. Denn Andreas Rebers ist der berufene Verteiler der verdorbenen Früchte vom Baum der Erkenntnis an die erwartungsfrohen Endverbraucher – und einer der Besten, die das deutsche Kabarett zur Zeit zu bieten hat.
kabarett.at 10/2011
Mit angemessener Schamlosigkeit bedient sich Andreas Rebers in seinem neuen Solo der hohlen Sprache und der ärgerlichen Argumentationsketten von Politikern und Polemikern, Priestern, Propheten und anderen Predigern. Stets im geistreichen Dienste der hinterfotzigen Provokation, versteht sich. Nein, versteht sich offenbar nicht immer. Dass bei den gelegentlich erzreaktionär anmutenden Überzeugungen, der zu Selbstjustiz neigenden Blockwartmentalität oder der kleinkarierten Umweltschutzverhöhnung stets böse Ironie mitschwingt, überfordert gelegentlich sogar das Kleinkunstpublikum. „Die Satirefähigkeit im Kabarett ist eine begrenzte“, stellt er im Anschluss an die Wien-Premiere an der Niedermair-Bar ernüchternd fest. Aussagen auf Umwegen versickern auf dem Weg zum Verständnis nicht selten in der ersten Kurve.
Diesen auf Geradlinigkeit geeichten Zuhörern ist nicht zu helfen. Offenbar nicht einmal mit dem in einer Koch-Wettkampfshow im Fernsehen aufgeschnappten und zur wichtigsten, heilbringenden Botschaft seines Solos hochstilisierten Satz „Die Ente ist weiter“.
Regelmäßigen Rebers-Besuchern mag die erste Hälfte von „Ich regel das“ unerwartet viele Wiederhörensfreuden bescheren, hatte er etliche Passagen doch bereits in seinem – 2010 speziell für Österreich zusammengestellten – Programm „Der Gegenbesuch“ eingebaut, um sie vorab einem Publikumstest zu unterziehen. Die Zerfleischung des Bio-Wildlachs der ökologisch und esoterisch herausgeforderten Nachbarin und die pädagogisch prekäre Vorbereitung ihres alleinerzogenen Kleinkinds auf den gewalttätigen Ernst des Lebens verlieren aber auch bei der zweiten Begegnung nichts von ihrer atemberaubenden Amüsanz. Und seine stets mit stammtisch-verkumpelter Freundlichkeit servierten neuen geschliffenen Tiraden und aberwitzigen Erkenntnisse über Glaube und Gier, Himmel und Hölle, das Yoga des Tontaubenschießens und die Pumpgun als effektives Kommunikationsmittel, übertrifft einmal mehr auch die hochgestecktesten Erwartungen an den bitterbösen und brisanten Spott eines der besten deutschen Kabarettisten.
Wer lässt sich schon gerne in einen Topf werfen. Auch nicht mit namhaften Kollegen. Aber es sei dennoch mal folgendermaßen formuliert : Solange Kapazunder wie Rebers, Rether, Schramm oder Grebe im deutschen Kabarett die Latte legen, kann einem die dumpf vor sich hinrauschende Comedy-Welle relativ gemütsruhig den Buckel runterschwappen.
0 comments on Die Ente ist weiter