Das Ende ist nah! Eine Collage am Abgrund.
Falter 06/2015
„Der allerletzte Tag der Menschheit (jetzt ist wirklich Schluss!)“ von Hosea Ratschiller ist naturgemäß kürzer als Karl Kraus’ mehrtägiges „Marsdrama“. Dafür spielbar. Statt 200 Szenen gibt es nämlich nur rund zwei Dutzend humorvolle Monologe und Gespräche zur aktuellen Lage der Nation am Abgrund. Ratschiller glänzt in seiner satirischen Collage u.a. als Minister im Thai-Massagesalon, als Glücksspielkonzern-Direktor auf der Suche nach seinem Gewissen, als Obdachloser, der seinem Freund die Sozialdemokratie erklärt, und als Publikumsliebling, dessen Dankesrede fatal ins Private abgleitet. In Summe ein ebenso beklemmendes wie hochgradig amüsantes Sittenbild unserer Gesellschaft und Gegenwart. Den instrumentalen Soundtrack und adäquate Gesänge steuert das Duo „RaDeschnig“ bei.
Mit der satirischen Collage „Der allerletzte Tag der Menschheit (Jetzt ist wirklich Schluss!)“ ist Hosea Ratschiller ein facettenreiches, aktuelles Endzeit-Szenario gelungen, das mit intelligentem Witz, mildem Spott und respektvoller Nähe zu Karl Kraus das Abgründige unserer Gegenwart aufdeckt. Analog zur Atmosphäre vor dem 1. Weltkrieg protokolliert der Kabarettist einen Sommertag des Jahres 2014, in dessen Verlauf das österreichische Antlitz in seinen variablen Ausprägungen dank der brillanten Vortragskunst des Autors höchst bühnenwirksame Gestalt annimmt. Birgit und Nicole Radeschnig liefern ihm dafür spielfreudig den trefflichen Soundtrack.
Jurybegründung „Österreichischer Kabarettpreis 2016“
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