Provokation als Pointe: Polarisieren ist „Geil“
Falter 02/2019
Themen, um die selbst hartgesottene Comedy-Kolleg*innen wegen allzu dünnen Glatteises sicherheitshalber große Bögen machen, entert Erika Ratcliffe (25) ansatzlos per Arschbombe. Und ist das Eis gebrochen und der Ruf erst etabliert, scherzt sich’s völlig ungeniert. Mit ihrer Dichte an immer ärgeren Tabubrüchen – sexuell entklemmt und politisch fern von korrekt – ironisiert sie gar das eigene Stilmittel der Provokation.
Mit rotzfrecher Lässigkeit nimmt sich Erika Ratcliffe in ihrem rund 50-minütigen Stand-up-Programm „Geil“ aber auch die Freiheit, kleine Alltagsbeobachtungen aus Berlin und Wien einzuflechten. Manchmal pointenfrei. Oft eher schlecht gelaunt. Und überdies scheinbar willkürlich aneinandergereiht. Das ist alles recht untypisch für Comedy und geradezu empörend für Kabarett. Aber verdammt fresh und freestyle.
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