Von Austerträumen und Mutterfreuden
Falter 04/2023
Synchronschwimmen auf einer Kabarettbühne? Als Nummer über den heimischen Pflegenotstand, bei der den überforderten Akteuren zunehmend die Luft ausgeht, bestens geeignet. Das gilt auch für eine Austro-Promi-Benefiz-Hymne im „We are the world“-Stil, wenn darin inbrünstig gegen die Einführung der Erbschaftssteuer angesungen wird. Bei aller funktionellen Lustbarkeit ist das nämlich hinter- und abgründige Satire, beseelt von einer virtuosen Verspieltheit im Umgang mit den vielen zu Gebote stehenden Talenten: Die Zwillingsschwestern Nicole und Birgit Radeschnig können singen und musizieren, schreiben und spielen, albern und bei Gelegenheit beiläufig ins Groteske entgleiten. Fantasievoller, hochwertiger Humor mit Maß und Ziel. Zum Drüberstreuen haben sie auch noch einen gehörigen Spaßvogel, der jederzeit mühelos aufs Publikum überspringt.
In seinem neuen Programm „Säulenheilig“ (Regie: Magda Leeb) verhandelt das erst unlängst mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnete Duo überdies mit Ironie und bitterem Witz Freud und Leid der Mutterschaft in Zeiten prekärer Perspektiven, das Auslagern staatlicher Verantwortungen in den Charity-Sektor und den Klimawandel samt Artensterben. „Ein Mikrodrama: Austertraum. Knack! Austertraum.“ Klug, komisch, kärntnerisch.
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