Schwesternzwist im Irrenhaus des Internets
Falter 11/2018
„Ich wollte immer, dass wir uns gleich anziehen – und sie wollte mich immer anzünden.“ Zwei auseinandergelebte Zwillingsschwestern probieren die Wiederannäherung – online. Im dramaturgischen Rahmen dieses von übergriffigen Untergriffen geprägten Beziehungsdramas (Regie: Magda Leeb) surfen sie blitzschnell und blitzgescheit durch Chaträume, Echokammern, YouTube-Kanäle und Fotoshops. Mit überschäumender darstellerischer und musikalischer Fantasie verkörpert das Duo Radeschnig in „Doppelklick“ das ganze Irrenhaus des Internets: ein präzises, überraschungsreiches Feuerwerk grotesker Kurzszenen, aberwitziger Dialoge, schauriger Schlager, schwarzhumoriger und scharfsinniger Komik über unsere von Algorithmen und Manipulationen beschädigte Außenweltwahrnehmung. Nicht enden wollender Premierenjubel. Sehr zu Recht.
„Früher hab ich noch viel diskutiert. Aber früher hab ich auch noch nicht gewusst, dass ich recht hab.“
RaDeschnig
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