Der Humor hat seine Schuldigkeit getan
Martin Puntigams neues Solo „Welt ohne Herz“
Der Standard 10/2003
Es ist eine Welt ohne Herz. Doch was macht das schon, solange uns Martin Puntigam, der passionierte Pendler zwischen dem Banalen und dem Abstrusen, zwischen weithergeholt und naheliegend, alle eigentlichen Herzstücke der Gegenwart vorzuführen vermag. Lieber früh sterben, als ewig leben.
Notrufnummern, Zahnpflege und Glatteisgefahr (an exponierten Stellen auch schon bei plus vier Grad), nichts entgeht seinem tief verinnerlichten Sendungsbewußtsein. Ich sag’s ihnen ehrlich, ich wollt‘ nie Kabarettist werden.
Denn: Edel sei der Künstler, lehrreich und gut. Haltet ein ihr Lemminge! Ihr rennt in euer Verderben!
Martin Puntigam ist nicht nur der Beherrscher der Kunst der variantenreichen Gummi-Nasen, er besitzt auch die beneidenswerte Fähigkeit, seinen Schalk, der ihm üblicherweise im Nacken sitzt, in jene Winkel und Ritzen auf Expedition zu schicken, in die sich kein vernünftiger Mensch je wagen würde. Weithin unbekannt geblieben ist das famose Kabarettprogramm von Thomas von Aquin.
Er ist der Clown von der traurigen Gestalt, der mit Hilfe seines melancholischen Blickwinkels keine Oberflächlichkeit zu flach, keine Tiefe zu unergründlich und keine Spitze zu überhöht erscheinen läßt. Der Humor hat seine Schuldigkeit getan. Der Humorist möge bleiben.
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