Luziprack – Martin Puntigam
profil 10/2006
Eigentlich ist Martin Puntigam ja auf Opfer spezialisiert : auf von ihren grotesken Schicksalen übelst gebeutelte Charaktere. In seinem 11. Kabarett-Programm “Luziprack” – unter der Regie seines Bruders Stefan Puntigam – ist das anders : der Held ist ein nobel betuchter Lebens- und Arbeitsunfähigkeits-Versicherungsvertreter und selbstzufriedener Kleinfamilienvater, der aktuell gerade mit dem Gedanken spielt, aufs Land zu ziehen. Es wäre aber nicht Martin Puntigam, würden sich hinter dieser harmlosen Fassade nicht zunehmend erschütternde Abgründe auftun. Ohne von dem sich bis zur letzten Sekunde zuspitzenden Wahnsinn zu viel vorwegzunehmen: Wer in seiner Jugend-forscht-Phase mit KO-Tropfen experimentiert hat – “Ich bin nicht stolz darauf! Ich erzähl es nur.” – und ganz unverkrampft über Masturbation als Entspannungsmethode spricht – “Das wäre durchaus auch mal bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen zu empfehlen.” –, muss kein lässiger Freigeist sein. Im Gegenteil : Angst und Gier sind seine Triebfedern. Und “Was man nicht integrieren kann, muss man vernichten !” ist sein Motto. “Luziprack” ist fast so etwas, wie die Aufarbeitung der prominenten Psychopathen-Fälle der letzten Jahre mit kabarettistischen Mitteln. Ein Stück wie aus einem Guss: schamlos, originell, atemberaubend. Puntigams Bestes.
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