Ins tiefste Tal
Martin Puntigam rührt „Die Einbrenn des Lebens“.
profil 03/2003
Eigentlich hätte es ja ein „Best of“ werden sollen. Doch wenn die Kreativität schon mal mit Einem durchgeht … So finden sich denn nur im ersten Teil der „Einbrenn des Lebens“ einige frisch verwobene Passagen aus seinen letzten drei Soli, die alle verkorkste Einzelschicksale zum Inhalt hatten : privat zerrüttete und beruflich gescheiterte Existenzen, die sich ihr entwürdigtes Dasein schönreden, denn „nur Scheiße ist ja fast nichts“. Puntigams Kunst ist die der berührenden Tragikomik. In ihrer schamlosen Heftigkeit oft am Rand zur Groteske – und gerade deshalb zutiefst menschlich. Seine hinterhältige Schadenfreude und der entlarvende Gebrauch von Floskeln und Sprachstilen im falschen Kontext sorgen dabei für stetes, staunendes Amusement.
Es wäre kein Puntigam-Programm, fänden sich nicht auch in seiner „Einbrenn“ wieder vermeintliche Obszönitäten. Ob man nun den detailliert geplanten Amoklauf im Kindergarten, die Verführung der Nachhilfeschülerin oder den explizit gehandhabten Dildo am ehesten als einen solchen einstuft, ist aber nur eine Frage individueller Empfindlichkeiten.
Die „Einbrenn“ endet dank einer eleganten dramaturgischen Wendung verblüffend – und nachgerade grandios. Nämlich mit einem der bei Puntigam doch eher seltenen satirischen Abstiege in die Nahgebiete der heimischen Innenpolitik. Eine Niederung, die es ihm ermöglicht, jede bisher dagewesene Jämmerlichkeit furios zu toppen.
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