Wenn die Lachse verstummen
Nonsens-Kabarett-Philosoph Alf Poier will Österreich beim heurigen “Eurovisons Songcontest” vertreten.
profil 02/2003
Am 14. März treten im Rahmen der ORF-TV-Show “song.null.drei” zehn Kandidaten an, die Österreich beim diesjährigen “Song-Contest” am 24. Mai in Riga vertreten wollen. War es im Vorjahr nur das Duo “Stermann & Grissemann”, das diesem Wettsingen einige vorsätzlich schräge Noten verlieh, finden sich auf der heurigen – noch inoffiziellen – Teilnehmerliste dieser nationalen Vorausscheidung gleich zwei sehr unterschiedliche Spaßmacher : Musikkabarettist Hubert Wolf, der mit seiner aus der TV-Werbung berüchtigten “Lutz Family” antritt, verspricht sich „einen großen Karl“. Alf Poier indes meint es ernst.
Ich wollte immer schon beim Song-Contest mitmachen. Und das nicht etwa als Verarschung. Verarschen tut uns eh das Leben selber. Seit 15 Jahren schicke ich jetzt schon Demos an den ORF. Damals habe ich noch in Bierzelten und auf Pfarrbällen Tanzmusik gemacht : als Schlagzeuger in Bands, die “La Bianca”, “Domenica” oder “Seppl und die Landsknechte” geheißen haben. Ich bin ja in Wahrheit Musiker. Wenn also einer die Berechtigung hat teilzunehmen, dann ich. Nur hat das halt erst jetzt funktioniert, wo ich einen Namen habe. Und ich freu mich wirklich!
Befürchten sie nicht, dass ihr Antreten von Manchen falsch verstanden wird ?
Natürlich besteht nach Gildo Horn und Stefan Raab die Gefahr, dass man missverstanden wird. Aber wenn ich anfange mir darüber Gedanken zu machen, wie viele Leute mich wirklich verstehen, brauche ich gleich gar nicht mehr aufzutreten. Der große Unterschied ist : Ich mache ja jetzt nichts extra für den Songcontest : Ich spiele ein Lied, das ich in meinen Kabarett-Programmen auch gespielt hätte.
Und das passt zum Songcontest ?
Das weiß ich nicht. Von mir kriegt Europa jedenfalls eine neue Hymne. Drei Tage lang wird in Finnland die Sonne durchgehend scheinen in und die Leute werden durch die Straßen ziehen und singen “Hosanna, Hosanna, ein Stern ist uns geboren”.
Warum ausgerechnet in Finnland ?
In Tallin halt. Ich weiß nicht, wo das ist. In Estland vielleicht.
Der Song Contest findet aber in Riga in Lettland statt.
Genau. Und dort werden dann die Lachse vor Ehrfurcht verstummen und die Lemminge vor Begeisterung freiwillig ins Meer laufen.
Wollen sie mit ihrer Teilnahme an “song.null.drei” die Musik wieder mehr in den Vordergrund ihres künstlerischen Schaffens stellen ?
Ich sehe das anders. Es werden ja bestimmt viele Leute sagen : Hat das der Alf Poier notwendig, dass er da mittut. Aber ich mach die Songcontest-Geschichte ja rein privat. Ich kritisiere ja den Bisenz auch nicht, wenn er privat Tennis spielen geht. Das ist ganz allein meine Privatsache, weil ich das einfach schon immer wollte. Wenn das dann berufliche Auswirkungen hat, ist das ein schöner Zufall.
Einige ihrer früheren Lieder, wie z.B. der “Afro-Sibirische Lovesong”, haben ja tatsächlich songcontesttaugliche Ohrwurm-Qualitäten.
Den “Afro-Sibirischen Lovesong” habe ich ja damals auch schon eingeschickt. Aber er wurde nicht genommen. Viele meiner Lieder sind ja sehr melodiös. Und auch das, mit dem ich antreten werde, wird sicher sehr eingängig : lustig und lieb, aber auch total wild. Bestimmt ein Kontrast zu den ganzen anderen, schematischen und angepassten Beiträgen.
Es ist ja traurig, dass ausgerechnet ich die österreichische Musikszene neu erfinden muss, aber wahrscheinlich hat Europa nichts besseres verdient.
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