Beziehungskiste als Popcorn-Kabarett
Er: „Stört es sie, wenn ich rauche?“ / Sie: „Es stört mich nicht einmal, wenn sie brennen.“
kabarett.at 09/2006
„Lernen, lernen, lernen“ laute die Devise des Abends. Gerold Rudle stellt gleich zu Beginn klar, dass hier niemand zum Spaß im Publikum sitzt. Partnerschaftsprobleme haben schließlich Alle. Manche, weil sie eine/n PartnerIn haben. Andere, weil sie keine/n haben.
„PAARanoia“ ist eine Art chronologischer Wegweiser durch eine durchschnittliche Beziehungskiste in 10 Kapiteln. Vom ersten Blickkontakt – „Die Blickhöhe stimmt, wenn sie ihre Augenfarbe erkennen können“ – über die körperliche Annäherung und die sexuelle Vereinigung bis zur schleichenden Entfremdung und schließlich zur Trennung. In jeder Phase der Beziehung lauern glatteisige Gefahren und hinterhältige Fehlerteufel, denen es mit Hilfe der geballten Fachkompetenz des „seit 18 Jahren glücklich verheirateten“ Gerold Rudle und der „glücklicherweise unverheirateten“ Monica Weinzettl vorzubeugen gilt.
„Glück ist nur der Platzhalter zwischen zwei Katastrophen.“
„PAARanoia“ entpuppt sich somit als eine Mischung aus Seminar-Kabarett und Beziehungs-Comedy. Ein flott-fröhlicher Ratgeber für Männer, die sich vielleicht die eine oder andere Peinlichkeit abgewöhnen wollen, und für Frauen, die sich in Anbetracht eines potentiellen Partners die Frage stellen : „Ist das der Mann, der in Zukunft jedes zweite Wochenende auf meine Kinder aufpassen soll ?“
Besonders amüsant und anschaulich wird der Unterricht, wenn Weinzettl und Rudle ihre Ausführungen mit so genannten „Zuspielungen“ illustrieren : prägnante Momentaufnahmen aus den diversen Entwicklungsstufen der Partnerschaftspraxis. Beim ersten Date, im Ehe-Alltag oder beim Therapeuten. Da gelingen den beiden einige wirklich situationssaukomische Szenen.
Er: „Ich kann nicht für dich OB kaufen gehen. Das wäre mir peinlich. Das wäre umgekehrt so, als würde ich Dich mit dem Auto zum Ölwechsel schicken.“ / Sie: „Das wäre mir überhaupt nicht peinlich.“ / Er: „Aber mir.“
Im Großen und Ganzen gesehen leidet „PAARanoia“ aber gewiss nicht unter bremsendem Tiefgang oder übertriebener Originalität. Schade. Da wäre bestimmt viel mehr herauszuholen gewesen. Kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich zwei dermaßen spielwitzige, sympathische und komödiantisch kompatible Kleinkünstler zusammen tun, um dem zugegebenermaßen kabarettistisch schon reichlich abgegriffenen Themenkomplex Partnerschaft neue unterhaltsame Facetten abzugewinnen. So bleibt aber leider ein etwas schaler, billiger Nachgeschmack. Und das erstaunlicherweise, obwohl man sich zwei Stunden lang leidlich amüsiert hat. Das muss Popcorn-Kabarett sein.
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