Voll auf der Seife
Der Standard 12/1996
Wenn bedeutungsgeschwängerte Banalität und platter Pathos zu Prinzipien werden, wenn der holzige Grenzbalken zwischen Outrance und Outrage 90 Minuten lang wie ein an einem seidenen Faden hängendes Schwebeschwert drohend über den Publikumsköpfen kreist, dann ist das „On the soap!“, ein Stück Seife auf der „Bar&Co“-Bühne des Theaters in der Drachengasse. Hohle Phrasen, die bis zur Ekellerregung strapaziert werden, gekünstelte Gefühlsausbrüche, die einem kalte Schauer über den Rücken jagen, eine vor Dramatik strotzende Story, deren herzzerreißende Haarspitzen bislang außerhalb der Reichweite des Theaters zu liegen schienen und knapp zwei Dutzend Klischee-Charaktere, die ob ihrer vornehmlich aus den Grenzwerten des menschlichen Emotionsspektrums konstruierten Eindimensionalität eigentlich jeglicher Bühnenexistenzberechtigung entbehren – und den Beweis erbringen, dass mit schwarz und weiß mehr zu zeichnen ist, als nur the good, the bad and the ugly. Eva Billisich, Anita Kolbert und Susi Stach überzeugen in jeder der aus den einschlägigen TV-Serien bestens bekannten Rollen – vom hinterhältigen Schurken bis zum hysterischen Beziehungskrüppel.
„Trio wider Willen“, die erste Folge dieses monatlich eine frische Fortsetzung erhaltenden Projekts stammt von Rupert Henning (Autoren der weiteren Folgen: Regine Steinmetz und Uli Brée), der die gar nicht so simple Aufgabe, ein Genre komödiantisch zu sezieren, dessen natur-getreue Wiedergabe auf einer Bühne allein schon eine gewisse Heiterkeit auszulösen im Stande ist, feinfühlig und mit viel Witz und Ironie meistert. Denn plumpe parodistische Überhöhung raubt der Realsatire das komische Grauen, wie die zwar zumeist entsprechend sparsame Inszenierung (Marion Dimali) an einigen Stellen zu beweisen offenbar als ihre Aufgabe erachtet. Nun gilt es für das gesamte Team nur noch, die hochgradig amüsante, gelungene Gratwanderung zwischen Schicksals-Schmiere und Genre-Persiflage so anzulegen, dass auch innerhalb einer Folge humoristische Steigerungen möglich werden – auf dass das schleichende Gift der Wiederholungs-Langeweile und wundgelaufener Prinzipien rechtzeitig auf der Strecke bleiben.
Jeden Samstag – 22:30 Uhr – „Bar & Co“ (Theater id Drachengasse), Folge 2 ab 1.2.
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