Über die Mannigfaltigkeit der Nichtigkeit
Der Standard 11/1998
Viel benötigt Paolo Nani für sein Solo im Wiener Orpheum nicht : einen Tisch, einen Sessel, eine Flasche Wein, Briefpapier und Kuverts – und eine einzige Kurzgeschichte, die weder originell, noch spannend ist. Aus diesen Zutaten ein 80-minütiges Comedy-Solo zu gestalten, ist die hohe Kunst des italo-dänischen Clowns Paolo Nani. Mit mimischer Extravaganz, verblüffenden Einfällen und teils akrobatischen Einlagen spielt er seine läppische Szene in fünfzehn verschiedenen wortlosen Varianten.
Daß sich darunter auch einige aus dem Standard-Repertoire aller Pantomimen befinden, tut der Freude keinen Abbruch. Denn selbst als „Cowboy“ oder „Betrunkener“ gelingt es Nani, dem Erwartungsgemäßen neue Facetten hinzuzufügen. Was er allerdings als Armamputierter, Schlafwandler, Mr. Hyde oder als Vulgärer aufführt ist bisweilen von anarchischer Einzigartigkeit.
Es ist die geballte Summe seiner Vielfältigkeit, die ihn von anderen Vertretern seines Fachs abhebt. Gerade durch die schlichte Wiederholung ein und desselben Handlungsablaufs gelingt ihm die effektvolle Demonstration der ihm zu Gebote stehenden Mittel. Ganz abgesehen von der spielerischen Einbeziehung des Publikums, die ihm durch die Routine mit seinem – mit dem „European Comedy Award 1994“ ausgezeichneten – Solo „Der Brief“ ermöglicht wird. Und einer völlig in der Groteske angesiedelten Zugabe.
Nicht unbedingt ein Abend brüllender Komik – aber faszinierenden Amusements.
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