Macho, Memme, Muttersöhnchen
Der Standard 02/1997
Am Anfang war der Frosch. Gewissermaßen die unschuldige, rührend-naive, kuss-suchende Keimzelle jener vielfältigen männlichen Übelkeit, die sich im Zuge des jeweiligen Versuchs, Prinz zu werden, um die Chancen auf eine freudvolle Fortpflanzung zu steigern, aus selbiger entwickelt hat. Darunter zahllose evolutionäre Blindgänger, deren Fortbestand vorerst verwundert, aber seine Erklärung wohl darin findet, dass sie in der glücklichen Lage sind, bisweilen auf passende weibliche Pendants zu treffen.
Doch ganz so weit holt Andreas Moldaschl in seinem neuen Solo-Programm „Prinzenrolle“ nicht aus. Er konzentriert sich ganz auf die plastische Darstellung jener maskulinen Schablonen und Schießbudenfiguren, bei deren Betrachtung man sich als märchengeeichter Zuschauer unweigerlich die Frage stellt, ob es nicht vielleicht viel gescheiter wäre, sie gleich fest an die Wand zu schmeißen: u.a. ein von seinen konträren Wesenszügen hilflos gebeutelter multipler Marionetten-Mann, ein mediterraner Macho, ein Muttersöhnchen und Memme – und ein von Alkohol und Selbstmitleid trunkener Gewalttäter: „Is für mich auch nicht lustig, beim Frühstück in ein lilanes Aug zu schaun!“
Moldaschl verleiht diesen Klischee-Karikaturen vor allem dadurch überzeugend Gestalt, daß er es nicht darauf anlegt, sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Er führt sie vor, ohne sich von ihnen zu distanzieren. Fast liebevoll. Die bildhafte, clowneske Regie der Miki Malör und der schräge Blickwinkel der Autoren (Moldaschl / Steinmetz) tragen das ihre dazu bei, dass sich die „Prinzenrolle“ trotz der im Prinzip simplen Themenstellung nur selten in abgedroschenen Platitüden ergeht. (pb)
(17.2. – 1.3., Spektakel, 5., Hamburgerstr. 14, 587 06 53, 20:00 Uhr)
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