„Man muss die Tatsachen im Dorf lassen.“
Falter 09/2013
Eine Horrorvision, im Wirtshaus zufällig neben so einem Typen zu sitzen. Hat keine Ahnung, aber weiß alles ganz genau: „So vom Ding her, wemmas genau nimmt.“ Vom Urknall bis zu den Beziehungsproblemen im Freundeskreis: Fest verwurzelt im eigenen Weltbild entweicht ihm selbstgefälliges Dauergelaber bar jeder Syntax. Nicht einmal die abgedroschensten Phrasen bringt er fehlerfrei heraus: „Man muss halt die Tatsachen mal im Dorf lassen.“
Diese von Rolf Miller kultivierte Kleinkunstfigur kann tierisch nerven. Und ist dabei hochkomisch. Denn bei ihren abgründigen Brüchen und Gedankensprünge verliert sie zielsicher jeden Faden. Kleine Pausen werden so zu großen Pointen. „Tatsachen“ ist eine entlarvende kabarettistische Charakterstudie über die Gefährlichkeit feister Gemütlichkeit. „Wunderbar indirekt und hinterhältig“, meint Josef Hader.
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