Es darf dringend a bisserl mehr sein!
Wenn das Papamobil seinen heiligen Geist aufgibt …
kabarett.at 09/2009
Es war eine dieser Premieren, in deren späteren Verlauf ein stadtbekannter Promi-Frisör von seinem Platz in der 9. Reihe aus ungeniert ein Telefongespräch führte. Und ein grundsätzlich auch gestern recht ausgeschlafener Kritikerkollege nach Verklingen des nicht besonders euphorischen Premierenapplauses vor dem Theater um Aufklärung bezüglich des Plotverlaufs ersuchte. Er sei gegen Ende wohl ein wenig eingenickt.
Ersterer Umstand ist natürlich hauptsächlich auf mangelhafte Erziehung und gscherte Kulturlosigkeit zurückzuführen. Aber beide Erlebnisse dürfen auch als Indiz dafür gewertet werden, dass das im Rabenhof’schen Kasperltheater Gebotene diesmal nicht wirklich zu fesseln vermochte. Allein dem hohen Tempo der Inszenierung (Thomas Gratzer), den bestens gelungenen Kasperlköpfen (Gerhard Haderer, Brigitte Schneider), dem rasanten Puppenspiel (Thomas Ettl, Markus Siebert & Co) und einigen optischen Originalitäten gelang es gelegentlich, mit Kurzweil von der inhaltlichen Zahnlosigkeit der politischen Satire (Peter Hörmanseder) abzulenken.
In den obersten Etagen der Republik – darunter auch dem von Faymann praktischerweise gleich im Foyer der „Kronenzeitung“ eingerichtete Bundeskanzleramt – herrschen erwartungsgemäß persönliche Eitelkeiten, dreiste Verhaberungen, verschlagene Machterhaltungsstrategien und galoppierende Inkompetenzen. Manche Volksvertreter sind sogar zu blöd für Intrigen. Das ist dann ganz besonders jämmerlich. Der Einfachheit halber haben „maschek“ die handelnden Figuren diesmal auf simple Klischee-Karikaturen reduziert. Fast schon mehr Monotypen als Stereotypen, haha. Bundeskanzler Faymann ist schlicht ein hilfloser Tölpel. Finanzminister Pröll verjuxt den Staatshaushalt und denkt immer nur ans Essen. BP Fischer versucht, sich selbst einen guten Mann sein zu lassen. Hans Dichand ist ein schlabbernder, stinkender Schäferhund namens Cato. RZB-General Christian Konrad zieht die Fäden. Laura Rudasch ist ein dressierter Phrasen-Papagei. Und Innenministerin Fekter vermisst ihre Handtasche. Alles vorübergehend durchaus lustig zu beobachten – aber alles andere als abendfüllend.
Möglicherweise hat die Eindimensionalität des Geschehens ja aber auch Methode: Nur ja nicht zu kompliziert werden, um die Breitenwirksamkeit nicht zu gefährden. Das Erstaunlichste an „Bei Faymann“ ist nämlich seine Zugkraft. Fünf Kamerateams bei der Premiere – und fast schon bis Ende des Jahres ausverkauft. Auf was hinauf? Ganz einfach: „Maschek“ stoßen mit ihrem Kasperltheater in jene fruchtbare Nische vor, von deren Erträgen in Deutschland seit langem schon hunderte Humorschaffende bestens leben können. Beherrscher einer Disziplin, die von österreichischen KabarettistInnen seit Jahren nur sehr defensiv betrieben wird: das Namen-nennende und gelegentlich befreiend-beleidigende Politkabarett. Funktioniert prächtig. Wer braucht da noch tiefschürfende Analyse oder hintergründigen Humor. Muss doch genügen, zu demonstrieren, dass man genug Durchblick hat, um zu erkennen, dass Raiffeisen und Kronenzeitung die eigentlichen Machthaber im Land sind und dass Laura Rudasch parteiintern überschätzt wird. Irrtum. Es darf ruhig ein bisserl mehr sein.
PS : Biete für die nachvollziehbarste Begründung, was Frau Ute Bock auf der Liste der pappnasigen Antipathieträger „Bei Faymann“ verloren hat, ein Freigetränk bei nächster Gelegenheit. Ganz schön aufwändig, für einen dramaturgisch völlig erlässlichen 30-Sekunden-Auftritt eine eigene Puppe anzufertigen. Oder sollte der für ein wenig Verwirrung sorgen?
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