hoffnungslos romantisch
Malediva – „Ab heute verliebt“
„Früher haben wir viel gestritten. Heute lohnt sich das nicht mehr.“
kabarett.at / 1. Februar 2007
Um gleich zu Beginn ungebührlich persönlich zu werden : Es gibt Momente, da möchte man auf der Stelle schwul werden !
Über den einzigartigen Stil von Lo Malinke und Tetta Müller – und ihren kongenialen Pianisten Florian Ludewig – ist anlässlich der vorangegangenen vier Programme eigentlich schon alles gesagt und geschrieben worden. Was dem noch hinzuzufügen wäre : sie werden immer noch besser. Ihre ironischen Doppelconferencen, zartbitteren Streitgespräche, aberwitzigen Sticheleien-Stafetten und gelegentlich auch boshaften Privat-Scharmützel kommen derartig gut geölt und ansatzlos aus der Hüfte, dass die präzise Verbal-Choreographie allein schon Respekt abverlangt. Und ihre Munition schöpfen sie ganz offensichtlich aus einer besonders unergründlichen, weil abgründigen oder bodenlosen Schatz- und Waffenkammer. Und dann noch die Lieder ! Da kann man ein noch so eingeschworener Chanson-Verächter sein – vor dem Zauber dieser mit scharfsinnigen Lebensweisheiten, hintergründigen Pointen, grotesken Gedankensprüngen und sehnsüchtiger Poesie gespickten Lieder gibt es kein Entkommen. Und was sich mit keiner noch so schlagwortreichen Lobpreisung vermitteln lässt : das Ganze hat zu allem Überfluss so viel Witz und Seele, davon könnten Großfamilien jahrelang satt werden.
„Ich wünschte, ich wäre klein, kurz vorm Verschwinden. Die Einsamkeit würde mich suchen – aber nicht finden.“
Eine Schrebergarten-Sehnsucht kippt ins Kriminal, eine perfekte Ehe entpuppt sich als lustloses Laufrad, das an einer einzigen Lüge hängt, und das Lied über die perfekte Saskia als herrlich untergriffige Hasstirade. „Also, worüber Sie so lachen“, empört sich Lo, „Man hatte uns ja vorgewarnt, aber Ihr seid wirklich ein fieses Pack !“
„Ab heute verliebt“ steht von Anfang an ganz im Zeichen jenes Themas, das sich in allen bisherigen Programmen von „große kundsd“ (1999) bis „Heimatmelodie“ (2004) als verlässlicher und stimmungsweisender Aszendent bewährt hat : die reibungsreiche Zweisamkeit. Ein mal verzweifeltes, dann wieder glückstrunkenes Pendeln zwischen hoffnungsloser Romantik und ohnmächtiger Resignation, lauter Liebe und stiller Wut : „Gib nicht auf ! Nach der Hoffnung kommen die Tabletten.“
Lo und Tetta blicken in die Vergangenheit, die Gegenwart und die mögliche Zukunft ihrer Beziehung. Und trotz aller unausrottbaren Probleme – sie machen Mut. Denn die Liebe verzeiht schlussendlich immer alles. Sie hat nämlich ziemlich einen an der Waffel. Und das ist gut so.
Das Premierenpublikum in der „Kulisse“ bedankte sich bei „Malediva“ für ihr bislang bestes Programm mit heftigem, anhaltendem Applaus, der sich auch von grellem Saallicht und lautstarker Musikeinspielung nicht irritieren ließ – und das Trio zu einer außerplanmäßigen Zugabe zwang. War das ein schöner Abend !
0 comments on hoffnungslos romantisch