Von Schwabos und Tschuschen
Falter 10/2020
Es wird nicht viele geben, die sich auf der Suche nach funktionellen Themen für ihr Kabarett-Debut für Krieg, Tod, Nationalismus und anderes Elend entscheiden. Alle Achtung! Auf der Suche nach Gründen für den langjährigen Strache-Kult vieler ihrer Landsleute schlüpft die in Tirol aufgewachsene und in Wien wohnhafte gebürtige Serbin Malarina in „Serben sterben langsam“ in die Figur einer stramm rechten „Pička“ und verhandelt aus dieser sehr erhellenden Perspektive mit stellenweise fast schon schmerzhaft scharfem Humor die beziehungsprägenden Berührungspunkte zwischen Serben und Österreichern seit Sarajevo 1914.
„Ihr habt nach dem Krieg viel Zeit gebraucht, um eure Unschuld zu verarbeiten.“
Nahtlos fügt sich die Spiras Brunnenmarkt-„Alltagsgeschichten“ entlehnte und einst von Kurt Razelli gesampelte fremdenfeindliche Tirade einer etwas allzu assimilierten Wiener Serbin in ihren Text ein. Völkerkundlich vergnügliche Einblicke in balkanische Sitten und Gepflogenheiten runden diese außergewöhnliche Mischung aus politsatirischer Geschichtsstunde und Ethnocomedy ab: von kulinarischen Diskrepanzen – „Wenn man damit ein Auto zerkratzen kann, ist es kein Brot“ – bis zu Heimatgefühlen in Anbetracht des Hipster-Lifestyles: Dort hießen Vintage-Möbel und knöchelfreie Hosen aber noch Armut. Immerhin in punkto Bühnenpräsentation wäre noch Luft nach oben.
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