Ostermanns Memoiren
Leo Lukas’ leicht enttäuschendes neues Solo-Programm „Wie man Frauen glücklich macht” im Kabarett Niedermair
profil 11/1999
Von Lucys nach dem Sinn des Lebens gefragt, erkannte bereits Charly Brown, daß wir dazu auf der Welt seien, um andere glücklich zu machen. Woraufhin ihm Lucy nach einer Nachdenkpause den Vorwurf entgegenknallt, daß da offenbar jemand seinem Job nicht nachkommt.
Wer sich vom neuen Solo-Kabarettprogramm des steirischen Wahlwieners Leo Lukas ob des verheißungsvollen Titels „Wie man Frauen glücklich macht” (Co-Autor: Ten Pan Sni / Regie: Werner Brix) einen entsprechend leichtfaßlichen Leitfaden erhofft, wird ebenso enttäuscht, wie jene, die sich ob des verheißungsvollen Plakats auf die Nummer mit dem Eisbärenfell freuen. Denn nur ein Küchenhersteller weiß, was Frauen wünschen. Lukas erfindet daher flugs eine Figur, die glaubt, die Zauberformel gefunden zu haben: “Gut lieben, gut kochen – und gute Regale bauen.” Mehr bedürfe es grundsätzlich nicht, entnimmt er den umfangreichen, in einen Eisbärenfell-Schutzumschlag gehüllten Memoiren eines gewissen Sascha Ostermann, der einst als zuzzelnder Schnulzensänger durch die Lande zog, um Kitsch und Schmalz abzusondern.
Weitaus interessanter als sein musikalisches Oeuvre, war sein Leben – als holländischer Wüstensohn, unfreiwilliger Leichtmatrose oder inuitischer Kochlehrling, der 45 verschiedene Rohlebergerichte im Repertoire hat. Bei diesen biographischen Passagen läßt Schmunzelmacher Leo Lukas seinem Gespür für Aberwitz und Widersinn erfrischend freien Lauf. Und wenn Ostermann gegen Ende seines irdischen Daseins im Licht am Ende des Tunnels einen abgesoffenen Heurigen der Winzergenossenschaft entdeckt, bekommt die Ewigkeit eine furchteinflößende Dimension : “Hier ändert sich nie etwas. Wir nennen das Gemütlichkeit.”
Ganz so, wie in seinem bislang besten Solo “Keine Ahnung”, will es ihm aber selbst mit dieser Schreckens-Vision nicht gelingen, dem gutgelaunt gemeinten, beiläufig plaudernden Unterton des Programms einen schaurigen Schluß- und Kontrapunkt zu verleihen. Dazu gerät er bei seiner Gratwanderungen zwischen Scharfsinn und abgrundtiefer Oberflächlichkeit allzuoft in die amusementfreie Zone. Auf jenes gefährliche Terrain, wo gerade die als heitere Auflockerungen konzipierten Zwischenszenen wie verlorene, etwas einfältige Fremdkörper wirken. So ganz wird man den Eindruck nicht los, Leo Lukas wisse inzwischen, was sein Publikum von ihm wolle – und er begnüge sich im Zweifelsfall damit, diese Bedürfnisse hochprofessionell zu befriedigen. Immerhin. Solang dabei u.a. ein Märchen über die Freundschaft zwischen einem blinden Adler und einem Huhn, das sich für einen Basilisken hält, herauskommt, ist alles im grünen Bereich.
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