Trio Kongenial
Les Derhos’n – “Schuss mit lustig”
„Wann haben sie das letzte Mal gegen die Demokratie unterschrieben ?“
kabarett.at / 11. Dezember 2005
Ein echter Bayer gibt nicht auf. Wenn sie gar zu dritt daherkommen, hat ihr Kampfgeist schon fast etwas Trotziges. Und die Fans wissen : Die „Les Derhos’n“ kommen bestimmt wieder ! Auch wenn ihr Ausflug ins entfernte Wien zum wiederholten Mal nicht einmal annähernd mit dem gebührenden Publikumsandrang belohnt wurde. Diesmal dürfte dazu auch die gewählte Auftritts-Örtlichkeit beigetragen haben. Der stilvolle große Sendesaal im „Radiokulturhaus“ und sein Ö1-Stammpublikum bieten einfach nicht den geeigneten Rahmen für eine Musikkabarett-Gruppe, deren tief verwurzeltes Selbstverständnis noch immer ein gesundes Naheverhältnis zum Rock’n’Roll aufweist. Bestimmt mehr, als zur adrett gekampelten Kleinkunst. Plötzlich einen auf „Guten Abend, meine Damen und Herren“ zu machen, ist nicht ihr Ding. Und das ist gut so.
Seit 12 Jahren und vier Programmen sind die „Les Derhos’n“ on tour. Und sie haben ganz offensichtlich noch immer Spaß an der Sache. Müssen sie auch. Wären Geld und Ruhm ihre Antriebsfedern – auch das soll ja im Großraum Kabarett vorkommen – hätte dieses sympathisch unverdorbene Trio wahrscheinlich schon längst sein umfangreiches Instrumentarium ins Korn geschmissen – oder damit begonnen, ihm lukrativere Klänge zu entlocken. Doch Freude an der Arbeit verleiht langen Atem.
Die Musik der „Les Derhos’n“ ist in mehrfacher Hinsicht abwechslungsreich. Nicht nur, dass sie vermeintliche stilistische Grenzen zwischen Jodler und Shanty oder Reggae und Blues unangestrengt und augenzwinkernd überflügeln, ihre musikalische Vielseitigkeit beweisen sie auch dadurch, dass sie im Verlauf des Abends so beiläufig die diversen Tonwerkzeuge tauschen, als sei es völlig selbstverständlich, dass jemand, der den Bass beherrscht, auch als Akkordeonarbeiter gute Figur macht. Ob Acapella-Gesang oder Instrumentalstück – musikalische Originalität ist ihr stärkstes Stück. Und in der Sympathiepunktewertung liegen Michaila Kühnemann, Martin Lidl und Michi Marchner sowieso im Spitzenfeld.
Facettenreich ist auch ihr Witz : von sprachverspieltem Nonsens über schräge Kurzgeschichten und hintersinnige Satire bis zum klassischen, schwarzen Humor. Anders gesagt: von „Es hängt ein Pferde-Apfel an der Wand“ über „Auf der Reeperbahn nachts um ½ 5“ bis zu „Drei Leichen im Keller“.
Dazwischen erzählt uns Wortführer Michi Geschichten aus der Heimat : Obermettenbach – ein extrem erdbebengefährdetes Gebiet, versucht sich doch die niederbayerische Scholle genau dort, von der oberbayerischen Platte loszureißen. Diesen tektonischen Spannungen sei erst unlängst der örtliche Kirchturm zum Opfer gefallen. Ein erschütterndes Bild : Jetzt könne man die Trümmer auf einen LKW laden und mit der Kirche ums Dorf fahren.
Dazu gibt es u.a. eine aus verhunzten Städtenamen – in vorsätzlich grober Willy-Astor-Manier – zusammen gezimmerte, leidenschaftliche Dreiecksgeschichte, einen Blick auf die Vorweihnachts-Stimmung der neuen deutschen Regierung („Merkel und Mitstreiter sitzen im Küchenkabinett und backen Arbeitsplätzchen.“) und einen guten Tipp: „Dass wir jetzt ständig Österreich als Vorbild unter die Nase gerieben bekommen, ist nicht gut für euren Tourismus!“
Ganz schön was los in „Schuss mit lustig“. Andererseits : Es ist diese Inhomogenität, die bewirkt, dass das Programm gelegentlich wie eine buntes Allerlei daher kommt. Stück für Stück interessant und amüsant – aber in Summe vielleicht doch allzu fadenfrei zusammengestoppelt. Aber wenn Michi die Bassgeige zum Solo schultert, Martin sich hemmungslos in seiner eigenen Unwiderstehlichkeit sonnt und Michaila die Kröte klopft oder zum großen Finale Zarah Leander anstimmt, ist alles wieder gut. Bis zum nächsten Mal – und Danke für die Hartnäckigkeit.
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