Zappadoing
Der Standard 11/1998
Zeus niest Blitze. Moser und Lingens proben Porno. Samy Molcho wird kurzerhand atomisiert. Und der Mond verbittet sich jegliche Zudringlichkeiten selbstmitleidiger Heuler. So phantastisch geht es zu, wenn die Zerstörung der Welt unmittelbar bevorsteht. Vorausgesetzt, Komiker Olivier Lendl hat seinen Körper im Spiel. „Zappadoing“ heißt sein drittes Solo-Programm, in dem er abermals beweist, daß er zu den wenigen Künstlern zählt, die dazu im Stande sind, die gleiche Geschichte zur selben Zeit auf zwei verschiedene Arten zu präsentieren : akustisch und optisch. Der Kontrast birgt die Komik. Denn während er mit Worten die Geschehnisse zumeist selbstherrlich verzerrt, spricht seine Körpersprache Klartext. Mit präziser, ausdrucksstarker Gestik und Mimik konterkarikiert er seine Erzählungen, gibt sich selbst der Lächerlichkeit preis – und läßt ganze Welten vor den geistigen Augen der Zuschauer entstehen und wieder einstürzen. Große Kleinkunst-Klasse.
Daß Teile dieses Programms bereits im Frühjahr zu sehen waren, spielt keine Rolle. Die seinerzeitige „Space Comedy“ (zusammen mit dem gleichermaßen bemerkenswerten Duo „Bolzano & Maleh“) lief aufgrund widriger Umstände weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Das hat ein O. Lendl nicht verdient. Würden deutsche Privat-Sender gelegentlich grenzüberschreitende Blicke wagen, wäre er längst Stammgast in diversen Comedy-Clubs. Denn Lendl ist verkörperte Comic-Kultur. Die mitleiderregende Tolpatschigkeit eines Donald Duck, die anarchischen Hemmungslosigkeit von Clever & Smart, die tiefen Einsichten von Calvin & Hobbs und die aberwitzig absurde Phantasie von Gary Larson kombiniert er mit seinem Gespür für effektvolle Alltags-Satiren und seiner Fähigkeit zu erstaunlichen Slapstick-Eskapaden zu hierzulande schlicht einzigartigen Programmen. Höchste Zeit, daß sich das herumspricht.
Fr. 20. – Mo. 23.11. in der Kulisse, anschließend im Theater am Alsergrund und im Aera
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