Verlässlichkeit seit vielen Jahren
In seinem 10. Soloprogramm erforscht der fleischgewordene Comicstrip unter den Kabarettisten auf bewährte Weise die Kunst- und Kulturgeschichte der Menschheit.
kabarett.at 01/2011
Zwei Dinge kann man O. Lendl gewiss nicht vorwerfen : dass er sein Publikum mit stilistischer Sprunghaftigkeit überfordere – oder kleinkunsttechnisch mangelnde Konsequenz an den Tag lege. Nein, wer sich ein Ticket für einen Kabarett-Abend mit Olivier Lendl kauft, braucht sich vor unliebsamen Überraschungen nicht zu fürchten. Er ist die Miele unter den Kabarettisten : Verlässlichkeit für viele Jahre.
Werden wir doch mal persönlich. Ich war versucht, diesen Bericht über die Premiere des neuen Solos dieses in seinem Bühnen-Entertainment-Umfeld zweifellos unverändert einzigartigen und unverwechselbaren Comedy-Kabarettisten nur aus Zitaten aus den Kritiken über die vorangegangen Programme zusammen zu stoppeln. Denn alles, was es über seine spezielle und stellenweise immer wieder hochamüsante Art, Gesagtes mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Körpersprache zu illustrieren oder zu konterkarieren, zu sagen gibt, ist bereits in den Kabarett-Chroniken der 90er nachzulesen.
Auch über die Fähigkeit, mit dieser Gabe Oberflächlichkeiten und inhaltliche Schwächen unterhaltsam zu vertuschen. Oder, Geschichten zu erzählen, die so stimmig und spannend sind, dass seine Ganzkörper-Komik nicht den Alleinunterhalter spielen muss. Das gelingt ihm in letzter Zeit mal besser („Auf gute Nachbarschaft“, 2007), mal schlechter („Geld macht glücklich“, 2008) – und manchmal eben durchschnittlich. So wie jetzt in der „Show der 1000 Wunder“ (Regie : Andi Peichl). Nie, aber, war Lendl je wieder so überwältigend, wie damals 1995, als er mit „Endlich O.Lendl“ sein Bühnen-Debut gab.
Das mag jetzt möglicherweise unfair anmuten. Weil natürlich kam damals der Überraschungseffekt und die Freude über etwas noch nie Dagewesenes in der heimischen Kabarett-Szene dazu. Aber so ist das halt mit Witzen. Sie bedürfen markanter Weiterentwicklungen oder eines extrem kraftvollen neuen Kontexts, um jemals wieder so zu wirken, wie beim ersten Mal.
Worum es diesmal geht ? Um die Kunst- und Kulturgeschichte der Menschheit. Und um die persönliche Biografie der Bühnenfigur. Beides verschachtelt Lendl zu einer flotten Casting-Infotainment-Show mit ungewissem Ausgang. Wie üblich dicht gestrickt. Mit immer wieder unvermutet auftauchenden roten Fäden und rasanten Rollenwechseln. Mal klamaukig und etwas billig, dann wieder aberwitzig und absonderlich.
Bleiben wir persönlich. Als mich eine Bekannte vergangene Woche fragte, ob ich ihr den Besuch der Lendl-Premiere empfehlen könne, schrieb ich ihr – und ich zitiere mein sms wortwörtlich : „Wenn Du ihn noch nicht kennst, wirst Du bestimmt viel Spaß haben.“ Den hatte sie dann auch. Und mir war fad.
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