Wo der Pfeffer wächst
Der Standard 02/1999
Er spiele zum ersten Mal seit 8 Jahren wieder Kabarett, erzählt Götz Kauffmann jedem, von dem er annimmt, er habe – so wie er selbst – jenes unglückselige Programm “Ich bin wieder da” erfolgreich verdrängt, mit dem er auf den Tag genau vor drei Jahren im Akzent-Theater versucht hatte, sein Comeback als Solo-Entertainer einzuleiten. Es gäbe auch keinen Grund zu übler Nachrede, hätte er aus dem seinerzeitigen Fiasko wenigstens die Lehren gezogen. Aber auch sein neues Solo “Tick Tac Talk” leidet bereits ab Mitte der ersten Hälfte schmerzhaft unter dem Umstand, daß Kauffmann auf den Einsatz seiner zwar beschränkten, aber – zum Zwecke der Erzeugung anspruchslosem Gaudiums – wirkungsvollen schauspielerischen Mittel weitgehend verzichten muß, weil er noch nicht einmal mit dem Lernen des Textes zurande gekommen ist. Kein Wunder : Wer kann sich schon gut Witze merken. Noch dazu schlechte : abgeschmackte Altherren-Zoten (“Für Telephon-Sex ist mir der Hörer zu groß”), versteinerte Urzeit-Scherze (“Warum haben Fische Schuppen ? Weils nix dagegen tuan !”) und Pointen aus dem seit Jahren unveränderten Standard-Repertoire des Autors (Peter Orthofer) – Marke “Kleiner Brauner” und “Krenn gibt seinen Senf dazu” – beherrschen das flache Feld. Jedes zarte Aufflackern eines Anflugs von satirischem Niveau wird spätestens mit der nächsten Pointe pulverisiert. So bleibt denn als einzige nachhaltige Erinnerung an einen zunehmend ermüdenden und ärgerlichen Abend, daß Kauffmann von “Kotanyi” gesponsert wird und einen entsprechenden Firmen-Aufkleber am Sakko tragen muß. Gewürzfirma fördert Geschmacklosigkeit ! Aber das ist auch nicht lustig.
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