Mehr licht®
Der Standard 04/1999
“Mach licht – und du wirst sehen”, soll er 79. V.Chr. gesagt haben : Faxe Smörbröm, jener Zeit-Philosoph und -Forscher, der gemeinsam mit Laotse maturierte, die seinerzeit noch völlig ungeräumte Beringstraße überquerte und sich schlußendlich als starker Mann in Flake niederließ. Auch die tiefgreifende Erkenntnis “Wenn du es eilig hast, dann tu es einfach schneller” wird ihm zugeschrieben. Othmar Kastner und Peter Buda haben sich dieses Prinzip zu Herzen genommen und kaum, daß ihr erst unlängst mit dem renommierten “Passauer Scharfrichterbeil” ausgezeichnetes Debut “Wer bastelt mit” die ersten Früchte abzuwerfen beginnt, ein zweites Programm nachgelegt : “licht®” (Regie : Michaela Obertscheider).
Sorgten sie im Vorgänger als Perlzwiebeln und Pissoirs für ungeahnte Perspektiven, schlüpfen sie diesmal u.a. in die Rollen aufdringlicher Aktien, die am Börsenstrich nach anlegebedürftigen Freiern suchen, und aggressiver Allergen-Ausbildner, die zum großen Pollenangriff blasen. Ziel : die weißen Blutkörperchen so lang reizen, bis sie überreagieren. Auch die Körperpolizei verliert leicht die Selbstbeherrschung, wenn sie auf Fremdes stößt.
Als geschickt in ihre Nummern verwobener roter Faden dient ihnen “Das kaufmännische Talent” : Ka und Bud als kleine Spielfiguren in einem beschränkten System – auf der Suche nach Sinn, Raum und Zeit. Zwangsanimiert von der gefürchteten Abteilung für Freizeitüberwachung, verfolgt von den Freunde-Vermittlern der Agentur “rent-a-friend” und – als partnersuchende Manderln – im körpereigenen Kreuzfeuer zwischen Kopf und Bauch. Es sind weniger die Themen selbst, als die vermeintlich völlig unvernünftigen Zugänge, mit denen “KaBud” für bewußtseinserweiternde Blickwinkel sorgen. “licht®” ist eine wohldosierte Mischung aus scharfsinniger Komik, darstellerischer Albernheiten und gewitzter Subtilitäten.
Darüberhinaus verfügen Kastner & Buda über ein bemerkenswertes Maß an spielfreudiger Professionalität, die es ihnen erlaubt, kleine Hänger und Unplanmäßigkeiten – wie bei der Premiere – mit derartig schlagfertigen und unverkrampften Improvisationen aufzufangen, daß das Gaudium geradezu grenzenlos wird.
Am Ende sind alle – Künstler, Kabarett-Konsumenten und –Kritiker – dem Tod um zwei Stunden näher, wie “KaBud” mit gemeinschaftsseliger Befriedigung konstatieren. Zwei lohnende Stunden. Denn merke : “Die Freiheit ist die Kraft aus dem Lachen, die das Leben zum tanzen bringt” (Faxe Smörbröm), oder so ähnlich.
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