Machtkonzentration im Kabarett
profil 05/1997
In der Kleinkunst-Szene brodelt es: Spätestens mit der Neueröffnung des transdanubischen Veranstaltungslokals „Orpheum“ im vergangenen Jahr ist der Alptraum von der Monopolisierung des heimischen Kabarett-Markts vom paranoiden Hirngespinst zum handfesten Damoklesschwert gereift. Steckt doch hinter dem „Orpheum“ die gleiche Firma, die vor gut einem Jahr die „Kulisse“ übernommen hat und – mit klingenden Namen wie Dorfer, Düringer, Resetarits, Schmidinger, Paal etc. – schon seit Jahren als größte und wichtigste Kabarett-Agentur des Landes fungiert: „E&A“. Die für ein faires und gesundes Kräfteverhältnis unerlässliche Gewaltentrennung – zwischen Agenturen und Veranstaltern – ist somit bereits seit geraumer Zeit unterminiert.
Mit ein Grund für Fritz Aumayr, Betreiber des zweitgrößten Kabarett-Lokals Wiens – des „Vindobonas“, sich ein wenig frustriert mit Ende des Jahres aus dem Kleinkunstbereich zurückzuziehen. Wer sein angesehenes Kleinkunstkellerlokal übernehmen wird, ist zwar noch nicht entschieden, fest steht aber, dass „E&A“ als einer von drei Bietern beste Chancen hat, seinen Machtbereich auf den Wallensteinplatz auszudehnen. Somit wären dann rund 80% aller in Wien regelmäßig verfügbaren Kabarett-Sitzplätze – sieht man von der Bisenz- und Bydlinski-Mehrzweckhalle in der Längenfeldgasse ab – in einer Hand. Und zwar in der selben, die auch für das Management und Booking von einem guten Dutzend Top-Kabarettisten verantwortlich ist.
Und das wäre noch nicht das Ende der Fahnenstange: Auch das „Spektakel“ – neben dem Kabarett „Niedermair“ vielleicht schon in Kürze die letzte Nicht-„E&A“-Bühne Wiens – steht gewissermaßen zur Disposition, hat doch auch deren Betreiber Jack Hruby anklingen lassen, dass er die Nase voll hat von den Vorgängen im Kleinkunstbereich.
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