Kabarett-Kontraste
Der Standard 10/1998
„Wäre ich auf Geld aus, würde ich etwas anderes auf die Beine stellen“, weist Event-Manager Jeff Maxian alle Trittbrettfahrer-Unterstellungen weit von sich. Es sei ausschließlich die Begeisterung für ein Metier, in dem es so viele junge Talente gäbe, die unbedingt einer größeren Öffentlichkeit abseits der Kleinkunst-Bühnen vorgestellt werden müssten. Also mietete er das Ronacher und plante ein Festival, bei dem er die Stars als Zugpferde für den Nachwuchs einzuspannen gedachte. Doch keine Rechnung ohne die Wirte. Und die heißen in der heimischen Kabarett-Wirtschaft Erich Schindlecker („E&A“) und Georg Hoanzl – und waren zu keiner Kooperation bereit. Denn weder wollten sie ihr Terrain und ihre Künstler mit Maxian teilen, noch konnten sie sich mit der Idee anfreunden, junge Kabarettisten im Rahmen eines „Kleinkunst-Jahrmarkts“ im weitläufigen Ronacher einer Bewährungsprobe vor – im Idealfall – 1000 Zuschauern auszusetzen. Daher muss das „Cabaret- & Comedy-Festival ’98“ ohne die ursprünglich angepeilten ganz großen Namen, wie Hader, Dorfer, Vitasek oder Resetarits auskommen. Maxian disponierte um – und machte aus der Not eine Tugend: „Wir haben uns ja von Anfang an nur für einige Wenige interessiert. Der Düringer spielt ja eh in der Stadthalle. Den brauchen wir dann im Ronacher nicht mehr.“ Herausgekommen ist schließlich ein umfangreiches, generations-übergreifendes Potpurri von Künstlern, denen es bislang wohl nicht einmal im Traum eingefallen wäre, dass ihre Namen jemals auf dem selben Plakat prangen würden. „Das Ronacher soll ein unabhängiges Podium bieten. Ähnlich einem Independant Festival.“
Zum Auftakt gibt es Kabarett-Klassik, darunter u.a. Cissy Kraner und Boris Eder (15.10.), Gerhard Bronner und Heinz Holecek (17.10.). Für „Comedy“ sorgen danach u.a. die „Hektiker“ und das „Sing Sing“-Quartett „Steinböck & Rudle & Paschke & Bader“ (18.10.), Mini Bydlinski und „Heilbutt & Rosen“ (22.10.). Die Stars des langen Abends des jungen Kabaretts sind neben O. Lendl und „Bolzano & Maleh“ vor allem die FM4-Humoristen „Stermann und Grissemann“, denen es eine besondere Freude bereiten wird, sich vom Moderator Mad Mat Schuh ankündigen zu lassen (24.10.). Gediegen schräge musikalische Unterhaltung versprechen tags darauf Roland Neuwirth und der „Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn“ (25.10.). Bei der abschließenden SOS-Kinderdorf-Benefiz-Gala (26.10.), moderiert von Robert Hochner und Ingrid Thurnher, werden über 40 Kabarettisten aller Klassen und Kategorien Kurzauftritte absolvieren. Im Volkstheater treten übrigens zeitgleich Hader, Dorfer, Düringer, Schmidinger und Lukas zugunsten des Integrationshauses auf.
Ob dieses kontrastreiche Konzept – für das Publikum und für die Künstler – aufgeht, bleibt jedenfalls abzuwarten. (pb)
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