Nur ein toter Hektiker …
Gut & Böse: Die Hektiker im „Jenseits“.
profil 05/2002
Das 20-jährige Betriebsjubiläums-Programm entgleitet zu einem von Vorwürfen und Verletzungen geprägten offenen Schlagabtausch. Mit letzter Kraft und Waffengewalt schaukeln sich die Hektiker zum desaströsen Gelübde auf, gute Menschen zu werden. Schmecks mit Scheitern: Gutsein und Gefallsucht lassen sich nicht in Einklang bringen. Aus dem Fegefeuer ihrer Eitelkeiten flüchten sie total erschossen ins Jenseits. Erlöst von dem Guten und dem Bösen. Denn dort ist die Herrlichkeit in Ewigkeit: Einsicht, Weitblick, Sonnenschein. Nur ein toter Hektiker ist ein guter Hektiker.
Dergestalt geläutert und erleuchtet schreiten sie als Weltverbesserungs-Engel zur diesseitigen Tat. Gescheit, gescheiter – und abermals gescheitert. Diesmal nicht an sich selbst, sondern an Österreich. Denn mit Wahrheit und Vernunft ist kein Weiterkommen, wo Verlogenheit und Dummheit regieren. „Ave, Cato! Die Gehirntoten grüßen dich.“
Des „Jenseits“ erster Akt ist schon fast kein Kabarett mehr, sondern eine kritisch pointierte, selbstironische Tragikomödie. Ehrlich, gut und böse. Nach der Pause treten indes Sketch und Parodie in den Vordergrund. Und auch jener Landeshauptmann, dem es seit „Zwei echte Österreicher“ seitens der Satire nichts Wesentliches mehr hinzuzufügen gibt. Der dramaturgische Bogen bleibt aber bis zum Schluss scharfsinnig gespannt – wenn in den glosenden Scheiterhaufen der Hektiker plötzlich eine höchst unkabarettistische Versöhnung mit dem Dasein keimt. Womöglich das Wunder des Lebens.
0 comments on Nur ein toter Hektiker …