Kraft der Vorstellung
Gunkls siebtes Solo: “Vom Leben – Ein Entlebnisbericht”
profil 09/2004
Gunkls neues Programm handelt nicht “Vom Leben”. Sondern von einem Ausflug, bei dem das Leben zunächst keine Rolle mehr zu spielen scheint. An einen Ort, an dem keine Zeit vergeht. Wo Naturgesetze demzufolge keine Gültigkeit haben. Wo Ursachen und Wirkungen nach Belieben Platz tauschen. Wo die eigene Vorstellungskraft zum alleinigen Wegweiser wird. Und wo sich verpasste Gelegenheiten der Menschheitsgeschichte in einem Abstellraum der Ewigkeit tummeln.
Das ideale Umfeld für Gunkls pointierte Geistesblitze und kuriose Komik. Mit Lust und Logik vom Hundertsten ins Tausendste: über reine Angst und ungerechte Liebe, sinnlose Seitpferde und sinkende Schiffe, “Alles ist Eins” und “Ich denke, also bin ich” – aber was ? Und warum ? Eine Suche nach reiner Erkenntnis, die sich unverhofft zu einem kuriosen Selbstfindungs-Trip mausert. Und all das ganz weit weg “vom Leben”.
Mit seinen geschliffenen Waffen namens Wissen, Witz und Wortgewandtheit stellt er auf elegante und fesselnde Weise Gedankengänge in Gefilde an, die nur selten im Kabarett gestreift werden. Und er wehrt sich mit ihnen konsequent gegen jegliche Form des bäuchlings gesteuerten Befindlichkeitskabaretts.
Mit Kabarett habe das Ganze ja eigentlich, so Gunkls Selbsteinschätzung, gar nicht mehr viel zu tun. Mag sein. Aber das gilt dann auch und noch viel mehr für die vielen Scherzschleudern, die sich mit dem gleichen Etikett schmücken. Dann doch schon lieber die horizonterweiternde Gehirn-Gymnastik, die Gunkl seinen Zuhörern verordnet. Die Kunst, auf amüsante Art abgehoben tief zu schürfen. Wer ihm zu folgen vermag, den führt er auch immer wieder zurück auf den Boden der Realität.
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