Wiedersehen macht Freude
Severin Groebner – „Groebner Gesammelt“
Von 3-beinigen Hunden, verzweifelten Wetter-Ansagern und angekotzten Vorgesetzten. Groebner kramt in seiner Schatzkiste und fördert bestens Bewährtes und erfreulich Unerhörtes zutage.
kabarett.at / 29. April 2005
Die weißen Rauchzeichen über der sixtinischen Kapelle und der Unmut über die Identität des neuen Papstes waren noch nicht ganz verflogen, als der Wahl-Bayer Severin Groebner am Dienstag im Kabarett Niedermair seine Jubiläumsmischung aus der Taufe hob : „Groebner Gesammelt“. Ein Rückblick auf 10 Jahre Kleinkunst. 10 Jahre ? Kann nicht ganz stimmen. Die ersten Auftritte des Musikkabarett-Duos „Gröll & Groebner“ gab es schließlich bereits Anfang der 90er – vor über 12 Jahren. Vielleicht 10 Jahre Groebner als Alleinunterhalter ? Stimmt auch nicht. Sein erstes Soloprogramm hatte vor sechs Jahren Premiere. Was also feiern wir hier eigentlich ? Genau 10 Jahre ist es her, dass Severin Groebner (und sein damaliger Partner Klaus Gröll) erkennen mussten, dass sich ihre Art von Unterhaltung in die Kunst-Kategorie „Kabarett“ einordnen lässt. 1995 gewannen sie den „Grazer Kleinkunstvogel“ und spielten ihre ersten Auftritte auf Kabarett-Bühnen. Konkret : im Kabarett Niedermair. Mit „Groebner Gesammelt“ feiert der 35-jährige Künstler also gewissermaßen den zehnten Geburtstag seiner kabarettistischen Bewusstwerdung. Herzlichen Glückwunsch.
„Groebner Gesammelt“ ist eine rundum beeindruckende Werkschau : ein schlüssiger Streifzug durch das abwechslungsreiche Schaffen eines Komikers, Kabarettisten, Sängers, Musikers, Satirikers und Schauspielers. Eines Allround-Künstlers, der am liebsten in interdisziplinären Spannungsfeldern den Musen nachstellt – statt fad darauf zu warten, dass sie ihn irgendwann mal küssen. Den Tüchtigen gehört schließlich die Kunst. Und Groebners ungezügelter humoristischer Experimentierfreude verdanken wir einige der irrwitzigsten Kabarett-Nummern und interessantesten Kleinkunst-Crossover-Projekte der letzten Jahre.
Eine Eintragung aus seinem „Elektronischen Tagebuch“ ist daher ebenso Fixstarter in „Groebner Gesammelt“, wie zwei Passagen aus der Bühnenversion der Comic-Bändchen „Monster des Alltags“ des Münchner Karikaturisten Christian Moser.
Groebners erstes Best-of-Programm illustriert auch anschaulich seine besonderen und speziellen Leidenschaften. Zum Beispiel für das Grenzgebiet zwischen Sprache und Musik : Wo fängt Musik an und wo hört Sprache auf ? Mit dieser Frage beschäftigte er sich schon in der „Gröll & Groebner“-Ära in Liedern wie „Raus mit der Sprache“ – und sie schlägt sich auch in einigen seiner jüngsten Gedichten für seine vierteljährliche Show „Säue vor die Perlen“ im Münchner Atomic-Café nieder.
Zusammen mit seinem Ex-Partner Klaus Gröll spielt Groebner auch andere unvergessliche Hits von anno dazumal. Darunter natürlich das Liebeslied an die Post und die tiefschwarze Ballade vom 3-beinigen Hund. Klassiker ! Ein fröhliches Wiedersehen gibt es auch mit einigen der markantesten Szenen und Figuren aus seinen Soloprogrammen : z.B. dem von Selbstzweifeln angenagten Fernseh-Wetter-Verkünder, dem von der Sekretärin im Zuge eines missglückten Geschlechtsverkehrs versehentlich angekotzten Firmenchef – und natürlich auch jenem nächtlichen Ruhestörer, der dem Vollmond unaufhörlich sein „Mocht’s endlich das Licht aus !“ entgegenschmettert.
Fehlt eigentlich nur noch ein Kurzauftritt im „Siegfried“-Kostüm. Schließlich hat er vor zwei Jahren die Hauptrolle in diesem klamaukigen Musical des Münchner Lustspielhauses gespielt.
Und dann hätte ich noch einen Vorschlag : mit dem wunderbaren Lied „Manchmal“ ließe sich doch geradezu ideal die ganze musikalische Bandbreite illustrieren. Und zum Abschluss dann „Der letzte Walzer“. Aber ein Best-of-Programm ist ja leider kein Wunschkonzert. Und die „Bohemian Rhapsody“ als exaltierte one-man-show ist eh auch ein würdiges Finale.
Fazit : erwartungsgemäß großartig ! Wer von den letzten 12 Groebner-Jahren auch nur ein einziges versäumt hat, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Wer keines versäumt hat, hat sich ohnedies bereits Karten reserviert.
Gelegenheiten, Groebner näher kennenzulernen, gibt es bis Ende des Monats noch einige : Bis Samstag gastiert er mit „Groebner Gesammelt“ – und wechselnden Stargästen – allabendlich im „Kabarett Niedermair“. Mit der neuen Comic-Kabarett-Show „Monster des Alltags – Reloaded“ sind er und der Münchner Karikaturist Christian Moser am 25., 26. und 29. April im „Theater Drachengasse“ zu sehen. Und am 30. April gibt es dort die endgültige letzte Gelegenheit, sein reguläres, aktuelles Solo „Ganz im Ernst“ zu erleben.
PS für Fans von Christian Moser : Am 27. und 28. April präsentiert der Comic-Zeichner unter dem Titel „Unvollendetes und Liegengebliebenes“ seine gewagtesten Hirngespinste. Jeweils um 20 Uhr im „Theater Drachengasse“.
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