Weltuntergangs- stimmungskanone Severin Groebner und das große Grundbibbern
Falter 11/2017
Während draußen vor der Tür die apokalyptischen Reiter ziellos durch die neblige Götterdämmerung preschen, feiert Severin Groebner im Auge des Orkans seine letzte private Pyjama-Party. In edler Seide. Die Welt geht eh morgen früh unter. Steht im Internet. Und dass es dafür keinerlei Belege gibt, heißt ja nur, dass die Vertuscher wieder ganze Arbeit geleistet haben. Wie auch die allerorts ohrenbetäubend mit ihren Weisheitslöffeln scheppernden Wahrheitspächter, permanenten Panikmacher und hysterisch kreischenden Angstlüstlinge. Groebner macht sich indes in aller Ruhe ans Werk. Es heißt „Der Abendgang des Unterlands“ und ist ein assoziativ konstruiertes, sehr kurzweiliges Solo-Kabarett zur Stimmungslage in Mitteleuropa: Zwischen Sehnsucht nach der „guten, alten Zeit“ und hyperventilierendem Stolpern von einer Krise in die nächste. Ständiges „Grundbibbern“, wie er das nennt.
Satirisch gescheit geschliffen und geschichtlich fundiert, teils zu bösen Songs verdichtet und zu Slapstick verspielt (Regie: Massimo Rocchi) nimmt er Fanatiker, Feindbilder, Verschwörungstheoretiker und abwegige Ängste aufs Korn und auf die Schaufel, führt Nationalisten und Rassisten auszuckmayernd ad absurdum, bestaunt untergegangene Großreiche am Schuttabladeplatz der Zeit und lässt Jupiter seine macht- und sinnlos gewordene Existenz beklagen, seit ihm die „judäischen Billigbieter“ mit „unbegrenzten Freiminuten nach dem Tod“ die Kunden ausgespannt haben. Siehe: Alles ist vergänglich. Also immer mit der Ruhe.
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