Goebel Light
Der Standard 09/1995
Fast wirkt es, als habe man seine Antriebsfeder nicht ganz aufgezogen – und siehe da: es tut seiner Show, seinem Publikum und schlussendlich auch ihm selbst spürbar gut. „Mit Messer und Goebel“, die neue Standup-Comedy-One-Man-Show, ist des Künstlers Tribut an die gesunde Ernährung: Goebel light.
In seinen Conférencen schlüpft er zwar unverändert und -besserlich auf des Messers zweideutiger Schneide zwischen Duschgel, Penisneid, Unterhose und anderen Themen, deren bloße Erwähnung bereits eine konstruktive Lachbereitschaft erzeugen, hin und her, doch nicht mehr mit jener blindwitzigen Penetranz, die ihn bislang die Grenzen zum Ordinären partout ignorieren ließ. Wie ernst es ihm mit der Liebe wirklich ist, beweist er überdies eindrucksvoll im Viertelstunden-Takt – mit der Auswahl und Interpretation der Lieder: „Love me tender“, „More than I can bear“, „You’ve lost that loving feeling“ u.a. Vorgetragen mit einer Stimme, die sich stellenweise dermaßen geschmalzen von Ton zu Ton schleift, dass es auch dem Abgebrühtesten eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
Sein größtes Plus sind aber unverändert seine Publikums-Spontanadln, deren bonmots und Scherzchen ob ihrer Unvorhersehbarkeit umso ungehemmter ihre Wirkung entfalten können: dass es allerdings beim bewährten „Telephon-Spiel“ diesmal Klassenlose zu gewinnen gibt, verleiht dieser – sich im Idealfall zum Höhepunkt der Show aufschaukelnden – Passage einen unschönen Gameshow-Charakter, dessen Überflüssigkeit nur noch von der bald darauf folgenden Erkenntnis überboten wird, dass Hound (engl.) und Dogen (venez.) zusammengesetzt eine steirische Handtasche ergeben.
Fazit: Goebel ’95 gelingt erwartungsgemäß kein Quantensprung in die internationale Oberliga des Comedy-Entertainments, aber ein erkennbarer Schritt auf dem Weg der Besserung.
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