Gute Laune in Nachbars Garten
Der Standard 08/1994
„Pro Grad Außentemperatur ein Gag“ verspricht das Plakat – und übertreibt selbst bei 26 Grad maßlos. Offenbar ist kein Sommerloch – auch nicht das kabarettistische – so tief, dass ihm nicht in der Hitze des Gewäschs Programme entschlüpfen, die auch das spärlichste Publikum nicht verdient hat.
„Filius &Wlach“ heißt das Gespann, das derzeit im heimelig holzigen Jura-Soyfer-Theater mit seinem Werk „Tumor ist wenn man trotzdem lacht“ (ein vermutlich unfreiwilliges Zitat aus dem letzten Vitasek-Solo „Unterwegs“) dumpf tröpfelnde Plattitüden und Absehbarkeiten austeilt. Dass sich als Schlusspointe der Trauerrede für einen Freund, mit dem man so viele Nächte Schach gespielt hat, selbiger als Computer entpuppt, lockt ebenso wenig einen Lacher hinter dem langen Bart hervor, wie der schulskikursreife Einfall, im Titellied der „Biene Maja“ das Wort Biene durch Dirne zu ersetzen. Pruha aber auch. Und dass ein Arbeitsloser bisweilen wie der letzte Dreck behandelt wird, wird dadurch, dass man ihm einen Müllsack überstülpt, noch lange nicht zur beißenden Satire.
Einzig bei der Widergabe authentischer und Original-getreuer Alltagsbeobachtungen in Wirtshaus und Straßenbahn vermögen Anflüge schmunzelnder Wiedererkennungsfreude aufzukeimen, da Günther Wlach und Christian Filek bei diesen dankenswerterweise auf ihre artifiziellen und vor Einfallslosigkeit strotzenden Witzigkeiten verzichten. Aber ein Fahrschein der Verkehrsbetriebe ist in Summe trotzdem noch immer lustiger. Oder der Besuch der Schanigärten am Spittelberg, von denen immer wieder beneidenswert fröhliches Lachen herüberweht.
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