Gegenwartsfitnesstraining
Falter 05/2022
Stand-up-Comedy? Nicht mit Klaus Eckel. Er bleibt seinem Stil des Sit-down-Kabaretts treu und knotzt zwei Stunden lang mit behänder Beweglichkeit in seinem rollenden Schreibtischsessel. Die gesparte Energie fließt direkt in sein Mundwerk. In seinem neunten Solo mit dem selbstreferenziellen Titel „Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht“ (Regie: Bernhard Murg) schafft er im bestens bewährten Stil des humorvollen Pointillismus ein originelles Bild seiner aktuellen Befindlichkeit. Irgendwie muss man ja mit den Absurditäten des Alltags zurecht- und zurande kommen. Beim vorausschauenden Planen hilft einem in verwirrenden Zeiten wie diesen ja nicht einmal die Altersweitsichtigkeit. Gilt jetzt eigentlich die Schulmedizin oder die Schulabbrechermedizin? „Bachblüten können wirklich viel bewirken. Der Homoöpath fährt jetzt einen neuen SUV.“
Völkerball und Faschingsverkleidungen sind verpönt, aber Vorurteile gegenüber Chinesen bleiben bestehen: „Allein isst er Hund. Zu zweit spielt er Tischtennis. Zu dritt Kontrabass.“ In your woke face! Seine Großmutter hat Eckel schon vor Jahren verscherbelt. Jetzt wünscht er sich Geräte, die sich selbst auf willhaben stellen, wenn sie längere Zeit nicht gebraucht werden: „Hallo, Herr Eckel, ihre Hantel hat sich bei mir gemeldet.“
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