Gib dem Affen Zuckerl
„Die faule Sau sagt zum Leistungsschwein: Gratuliere, du wirst vor mir ein Schnitzel sein.“
kabarett.at 01/2009
Kurze Einführung für Ortsunkundige : Döbling ist der schwarze Nobelbezirk im Nordwesten Wiens. Simmering ist der rote Arbeiterbezirk im Südosten Wiens. Eine klare Konfrontation zwischen zwei klischeebeladenen Soziotopen also : Sakko gegen Lederjacke. Snob gegen Prolet. Ein fruchtbares und auch sprachlich ergiebiges Spannungsfeld für Satire und Komik.
Als funktionelles Vehikel zur Illustration dieses kontrastreichen Verhältnisses haben sich Eckel und Hopf die Geschichte einer unfreiwilligen Familienzusammenführung auf die Leiber geschrieben : ein Simmeringer Halbweltler – mit Finanzsorgen – und ein Döblinger Anlageberater – mit Finanzsorgen – erfahren anlässlich der Testamentseröffnung eines Zuckerlfabrikanten, dass sie Halbbrüder und nunmehr stolze Besitzer der kleinen Firma ihres Vaters sind. Allerdings mit der Auflage, diesen Familienbetrieb gemeinsam weiterzuführen. Und das trotz – oder vielleicht gerade wegen – all ihrer ausdrücklichen und hintergründlichen Diskrepanzen.
Wie gesagt : eine Geschichte, die hauptsächlich als Transportmittel dient. Inhaltlich eigenständige Originalität und dramaturgische Klopffestigkeit zählen nicht zu den Stärken der „Gebrüder Zuckerl“. Wäre wohl auch zu viel verlangt von einer doch recht komplex angelegten Story, die dann im Verlauf des Programms in gerade einmal fünf oder sechs Kurz-Szenen abgehandelt werden muss. Sie ist nämlich nur eine von insgesamt drei Fahrspuren, auf denen „Döbling gegen Simmering“ dem Schlussapplaus entgegen steuert. Aber zweifellos die markanteste.
Das Rahmenprogramm – jeweils am Anfang und Ende der beiden Spielhälften – findet im „Lift des Lebens“ statt : gewitzte Erinnerungen, Betrachtungen und Aussichten an, über und auf die vier Stockwerke Kindheit, Jugend, Erwachsen und Alter.
Dazwischen – abwechselnd mit den Folgen der „Gebrüder Zuckerl“ – gönnen einander Hopf und Eckel kurze Verschnaufpausen. Oder anders gesagt : jeweilige Solo-Passagen mit bisweilen bereits bewährtem Material. So war’s ja ursprünglich mal geplant : als bunter Best-of-Mix. Aber das war den beiden rastlosen Rampentieren dann wohl zu billig.
So gerät den beiden Kleinkünstlern ihr erstes Doppel zu einem abwechslungsreich unterhaltsamen Abend. Kein Meilenstein, aber eine vergnügliche Zwischenstation. Qualitativ verlässliches Kabarett – mit einem Schuss Punk. Ihr Spiel umweht dabei nämlich bisweilen der Charme des, sagen wir mal, nicht wirklich Überprobten. Entgegen kommen ihnen dabei natürlich ihre hohen Sympathiewerte, auf die sie sich beim Publikum verlassen können.
Ihre unbändige Lust, neue Ideen kurzerhand umzusetzen, und ihre Bereitschaft, sich selbst als Versuchskaninchen für vielleicht noch nicht ganz ausgereifte Pläne auf die Bühne zu stellen, machen unter anderem den Spaß und die Spannung von „Döbling gegen Simmering“ aus. Stärken, die sich symptomatisch in ihrer Blitzdichter-Zugabe verdichten : ein Spontan-Lied über sechs wahllose, von Besuchern zugerufene Begriffe. Das ist dann schon fast Rock’n’Roll.
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