Hochtourig
Der Standard 03/1997
„Dabei ist das alles gar nicht lustig!“ Mit diesen Worten beschließt Roland Düringer sein neues Solo-Kabarett „Die Benzinbrüder“. Und obwohl viel gelacht wurde, hat er gar nicht so ganz unrecht. Was haben wir gelernt? Dass eine Lachgas-Einspritzung die PS-Leistung verdoppelt. Dass auf Gebrauchtwagenhändler kein Verlass ist. Dass Golf-GTI-Treffen lebensgefährlich sein können. Obschon weitgehend nutzloses Wissen für kategorische Auto-Abstinenzler und für jene große Zahl konsequenter Kraftfahrzeuglenker, die eine Motorhaube nur unter Beistand zumindest eines Tankwarts anrühren, erweist sich die Thematik des Lebens- und Leidenswegs einer Beziehung zwischen Mensch und Maschine trotz seiner vielen naheliegenden Stammtisch-Oberflächlichkeiten als unvermutet tragfähiges Gerüst für das dritte Solo-Kabarett von Roland Düringer.
Auf den ersten Blick ist Alles beim Alten: Wieder hat Düringer Geschichten aus seinem unmittelbaren persönlichen Umfeld mittels einer zentralen, zum Scheitern verurteilten Bühnenfigur zu einem Programm zusammengefasst, eine Meta-Ebene eingezogen und jede Menge Schmähs eingebaut. Und doch ist bei den „Benzinbrüdern“ vieles auf erfreuliche Art und Weise anders: Düringer vermeidet die Selbstdarstellung und beschränkt sein darstellerisches Talent auf eine absolut überschaubare Anzahl von Charakteren. Weiters gelingt ihm mit erstaunlicher dramaturgischer Rafinesse eine runde, in sich verwobene und mit textlichen Glatteispassagen gespickte Geschichte, deren traumhafte Dimensionen sich erst ganz am Ende herausstellen. Auch dass die Gag-Dichte vor allem in der ersten Hälfte des mit über zwei Stunden – wie bei Düringer üblich – abermals zu großzügig bemessenen Abends wohl nicht ganz den Erwartungen seines Publikums gerecht wird, schadet schlussendlich dem Programm weniger, als dass es zum Gelingen des Gesamten beiträgt.
Mit den „Benzinbrüdern“ erbringt Roland Düringer den Beweis, dass er zu weit mehr im Stande ist, als Facetten seiner selbst aufzutischen. Und darüberhinaus ist es das erste Kabarettprogramm seit langem mit konkreten Folgen: auf der Heimfahrt fährt so mancher unvermittelt langsamer.
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